Ende des letzten Jahres protestierten Bosch-Beschäftigte gegen Schließungen und den Abbau von Arbeitsplätzen. Die Kolleginnen und Kollegen des Bosch-Werks im Münchner Stadtteil Berg am Laim erhielten dabei die Unterstützung von Klimaschutzaktivisten (siehe UZ vom 26. 11. 2021). Die Betriebszeitung „AufDraht“, die von der DKP München zusammen mit der Gruppe KAZ herausgegeben wird, befasst sich in ihrer aktuellen Ausgabe mit der drohenden Schließung des Werks.
Im September 2021, als die Verlagerung bekannt wurde, waren noch 285 Kollegen beschäftigt. Jetzt sind noch 265 am Standort. Abfindungen sollen die Belegschaft spalten. Genannt werden circa 300.000 Euro bis zur Rente für einen 57-jährigen Facharbeiter, was einige betrifft. Für die anderen, die wegen der großen Unsicherheit weg wollen, werden individuelle Abfindungen angeboten. Vor allem junge Kollegen suchen das Weite. Durch die hohe Fluktuation fehlen Kapazitäten, die mit Leiharbeitern ausgeglichen werden.
Der Anteil beträgt schon 15 Prozent. Bosch fährt also eine Hinhaltetaktik: der Betrieb wird runtergefahren, gleichzeitig wird verlagert in Billiglohnländer, solange ein Bedarf an Einspritzpumpen für Benziner und Diesel da ist. Verlagert wird nach Brasilien, Tschechien und China, in sogenannte Schwesterwerke, die schon lange aufgebaut worden waren. Mittlerweile ist die kritische Auslastung von 60 Prozent in der Produktion schon unterschritten, wie Insider berichten. Die Belegschaft soll zermürbt werden.
Ein Tod in Raten? Das haben auch die Kollegen erkannt. Das Ergebnis der Betriebsversammlung am 16. Dezember war, dass die Verlagerung auf dem Tisch ist. Der Bereichsleiter sagte unumwunden: „Keine Zukunft für das Werk!“ Die Kollegen, die nachher über den Verlauf befragt wurden, antworteten: „Die verarschen uns doch! Die belügen uns!“ Zu verstehen sind solche Äußerungen, wenn man weiß, dass die Bosch-Kolleginnen und -Kollegen schon seit Jahren auf Lohn verzichteten, um das Werk zu erhalten.
Der Bosch-Betrieb in Berg am Laim ist ein kleines Werk und muss mit der sogenannten Transformation mithalten. Der Betriebsrat weiß die Belegschaft hinter sich. Sie werden die Schließung nicht akzeptieren. Die Fronten sind verhärtet. Niemand sage, Klassenkampf sei überholt. Kollegen anderer Bosch-Werke wie in Baden-Württemberg oder in Thüringen, selbst von Abbau betroffen, haben auf dem Aktionstag im November auf der Straße vor dem Werk ihre Solidarität zugesichert. Die Bosch-Kollegen mit ihrem Betriebsrat werden diese betriebsübergreifende Solidarität dringend brauchen. Dazu sind auch die Belegschaften der großen Betriebe in München wie BMW oder MAN aufgerufen.