In der vergangenen Woche erreichten die Verhandlungen mit Großkunden über die nachhaltige Restrukturierung der Gusswerke Leipzig und Saarbrücken ihren vorläufigen Höhepunkt. „Alle Beteiligten arbeiten nun mit Hochdruck an einer Umsetzung der verhandelten Finanzierungs- und Unterstützungsbausteine in gemeinsame Verträge“, erklärte Bernd Kruppa, Erster Bevollmächtigter IG Metall Leipzig.
Die Gusswerke Leipzig habe in den letzten Tagen und Wochen großen Zuspruch und tatkräftige Unterstützung der Kunden, der Lieferanten sowie der Mitarbeiter erfahren. Der Betriebsratsvorsitzende Thomas Jürsh zeigte sich optimistisch: „Mit dieser Unterstützung ist die IG Metall und der Betriebsrat zuversichtlich, den eingeschlagenen Restrukturierungskurs der Gusswerke Leipzig fortzusetzen und ihren Kunden weiterhin die benötigen Teile in der gewohnten Qualität zu liefern“. Mit den sozialverträglichen Regelungen sollen auch Altersübergangsregelungen und vor allem betriebsbedingte Kündigungen vermieden werden.
Der Freistaat Sachsen hat für die weitere Finanzierung der Gusswerke Leipzig Fördermittel in Form von Landesbürgschaften in Aussicht gestellt.
Das Werk Leipzig fertigt insbesondere LKW- und Industriemotorenanteile für Großkunden wie Volkswagen und Scania als Konzerngesellschaft sowie Deutz und sieht sich technologisch auch in der Lage, neue Produktsegmente herzustellen.
Äußerst bedrohlich sieht es hingegen bei den Gusswerken Saarbrücken aus. Dort wurde ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung eingeleitet. Die IG Metall Saarbrücken lehnte dieses Vorgehen ab. „Wir glauben, dass ein Insolvenzverwalter in einem Regelverfahren hier schneller zu Ergebnissen kommen kann, als das in der bisherigen Konstellation gelungen ist“, sagte Patrick Selzer, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Saarbrücken. Der sozialdemokratische Wirtschaftsstaatssekretär Jürgen Barke hingegen hält die Insolvenz in Eigenverwaltung für eine weise Entscheidung.
Bisher haben die etwa 1 000 Beschäftigten der Gusswerke Saarbrücken ihre August-Löhne nicht erhalten. Die Auszahlung soll voraussichtlich nach dem Erhalt des Insolvenzgeldes relativ kurzfristig erfolgen. Dramatischer sieht es für weitere rund 200 ehemalige Beschäftigte aus, die in der Vergangenheit Aufhebungsverträge unterschrieben hatten. Für sie gibt es kaum Chancen, die zugesagten Abfindungen ausbezahlt zu bekommen.
Ende 2018 hatte „One Square Advisors“ die Gusswerke Saarbrücken und Leipzig Ende 2018 übernommen, nachdem die vorherige Neue Halberg Guss von dem damaligen Eigentümer Prevent in die Krise geführt worden war. Wochenlang hatten die Belegschaften für den Erhalt der Standorte und ihrer Arbeitsplätze gestreikt.