Deutschland legt zur Welt-Klimakonferenz in Sharm el-Scheikh eine denkbar schlechte Klima-Bilanz vor. So sieht der ExpertInnen-Rat der Bundesregierung das Ziel, die Treibhausgas-Emissionen bis zum Jahr 2030 um 65 Prozent zu senken, ernsthaft bedroht. Darum fordert das Gremium, die Vorgaben des Klimaschutz-Gesetzes nachzuschärfen. „Im Industrie-Sektor wäre eine 10-fache und beim Verkehr sogar eine 14-fache Erhöhung der durchschnittlichen Minderungsmenge notwendig“, konstatiert Ratsmitglied Thomas Heimer.
„Die Politik hat es nicht gewagt, Druck auf die großen Unternehmen wie BAYER, BASF, VW und BMW auszuüben. Sie nahm es stattdessen sogar auf sich, im Rahmen des Emissionshandels der EU elf Millionen CO2-Verschmutzungszertifikate zu erwerben, um das überzogene Klima-Konto auszugleichen. Jetzt aber führt kein Weg daran vorbei, die Firmen zu drastischen Reduzierungsmaßnahmen zu verpflichten. Darum muss die Ampelkoalition die Empfehlungen des ExpertInnen-Rates schnell umsetzen“, verlangt Marius Stelzmann von der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG).
Darüber hinaus tritt die Coordination dafür ein, in den Emissionshandel künftig auch Produktionsanlagen einzubeziehen. Momentan fallen nämlich lediglich Kraft- und Heizwerke unter die Regelung. Deshalb ist der Leverkusener Multi nur mit fünf Anlagen dabei. Noch nicht einmal zehn Prozent seines jährlichen Kohlendioxid-Ausstoßes decken diese ab.
Das alles reicht aber noch längst nicht aus, denn der Konzern begeht seine Klima-Sünden im globalen Maßstab. Die Herstellung des Glyphosat-Vorprodukts Phosphor am US-amerikanischen Standort Soda Springs etwa sorgt für enorme Kohlendioxid-Emissionen. Damit das im Tagebau gewonnene Phosphorit das Phosphor freigibt, muss der Brennofen auf eine Temperatur von nicht weniger als 1.500 Grad kommen, was einen immensen Energie-Einsatz erfordert. Dabei entstanden zuletzt rund 500.000 Tonnen CO2. Das macht mehr als fünfzehn Prozent der gesamten Treibhausgas-Emissionen von BAYER aus, die 2021 bei 3,17 Millionen Tonnen lagen.
„Von Sharm el-Scheikh muss ein deutliches Signal an BAYER und die anderen Unternehmen ausgehen, ihre Dreckschleudern auszurangieren und generell mehr zur Senkung ihres Treibhausgas-Ausstoßes zu tun. Das laufende Jahr mit der Dürre, den Starkregen-Ereignissen und Überschwemmungen, Waldbränden und Hurrikans hat uns die Dringlichkeit sofortigen Handelns einmal mehr vor Augen geführt,“, so Stelzmann abschließend.