Die Beschäftigten des Bahnwerkes im brandenburgischen Eberswalde haben vor gut einem Jahr begonnen, sich für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze einzusetzen und die durch den Konzernvorstand der DB AG geplante Schließung des Werkes zum 1. Januar 2017 nicht widerspruchslos hinzunehmen.
Die letzten zwölf Monate haben Betriebsrat und die im Betrieb verankerte Eisenbahnergewerkschaft EVG eine öffentliche Kampagne gestartet, die ihres Gleichen sucht. Viele gaben den Beschäftigten zu Beginn der Auseinandersetzung keine Chance, da der Vorstand der Deutschen Bahn mit einem Werkekonzept seit Jahren an der Reduzierung der Standorte arbeitet.
Mit öffentlichen Aktionen, Demonstrationen, Mahnwachen und Protestkundgebungen konnten die Bahnwerker eine breite Öffentlichkeit herstellen. Auch die gezielte Nutzung sozialer Netzwerke sicherte eine regelmäßige große Öffentlichkeit.
Unterstützung nicht nur aus der Region
Die Solidarität mit dem Werk griff durch diese Aktivitäten rasch um sich. Von Eisenbahnern über Metaller bis hin zur DKP in Brandenburg bezeugte viele ihre Verbundenheit mit den Beschäftigten in dem 135 Jahre alten Werkestandort und mit fünfhundert Beschäftigten noch immer einer der größten Betriebe in der Region. Unzählige weitere Arbeitsplätze hängen im Umfeld der Stadt Eberswalde ebenfalls an dem Werk.
Die Maidemonstration in diesem Jahr wurde deshalb zu einer Protestmanifestation gegen die Schließung des Werkes. In vielen Geschäften der Stadt hängen Protestplakate aus und die Politik in Eberswalde forderte den Erhalt des Werkes. Politiker aus dem Landtag oder der Landesregierung gaben sich ein „Stelldichein“ im Werk.
Auf Initiative der Beschäftigten stellten sich alle ostdeutschen Abgeordneten von SPD und CDU an die Seite der Bahnbeschäftigten.
DB-Konzernvorstand mauerte
Die Beschäftigten verließen sich jedoch nicht nur auf die Öffentliche Meinung, sondern untermauerten mit eigenen Vorschlägen wie das Werk weiterbetrieben werden kann.
Diese Vorschläge unterbreiteten sie mit Hilfe der EVG auch dem Aufsichtsrat des Konzerns, der sich zu diesem Thema äußern musste. Vorstandschef Rüdiger Grube wollte sich diesem Druck, trotz einer auch bisher schon positiven Bilanz des Werkes, nicht beugen und beharrte weiter auf der Schließung. Eine Wendung erhielt die Debatte, als sich Investoren mit der Bereitschaft meldeten das Bahnwerk zu übernehmen bzw. es der Deutschen Bahn abzukaufen und den Standort zu erhalten. Das lag nicht im Interesse des Bahnkonzerns, doch schließlich wurde der öffentliche Druck zu stark. In einer Anfang Oktober, von mehreren hundert Beschäftigten, begleiteten Verhandlungsrunde im Berliner Bahntower wurde am späten Abend vom Bahnchef Grube und vom brandenburgischen Ministerpräsidenten Woidtke verkündet, dass der Bahnkonzern seinen Widerstand gegen den Verkauf und damit den Erhalt des Werkes aufgibt.
Das Ziel aber das Werk als DB-Standort zu erhalten wurde bisher nicht erreicht. Entsprechend gespalten ist die Reaktion der Beschäftigten. Die Aussicht nicht mehr bei der Deutschen Bahn zu arbeiten, ist für viele keine wirkliche Alternative. Daher äußerten sich alle Beteiligten auch nur verhalten optimistisch zu dieser Perspektive.
Aktionen gehen weiter
Obwohl bis Ende Oktober konkrete und unterschriftsreife Ergebnisse zugesagt waren, ist bisher nichts präsentiert worden. Die Beschäftigten haben ihre Aktionen inzwischen weitergeführt und treffen sich zu regelmäßigen Mahnwachen vor dem Werkstor. „Die Wahrheit ist, dass wir noch immer im Unklaren darüber gelassen werden, ob das Bahnwerk eine Perspektive hat“, sagte Ulf Boehnke, der dem Betriebsrat der DB Fahrzeuginstandhaltung GmbH in Eberswalde vorsteht auf der Kundgebung. Betriebsrat und Gewerkschaft lassen sich jedoch nicht entmutigen und erhöhen den Druck auf die Akteure.
Die EVG könnte dem potentiellen Investor inzwischen die Zusicherung abringen Tarifverhandlungen aufzunehmen. Die EVG will das bestehende Tarifniveau für die zum neuen Eigentümer übergehenden Beschäftigten absichern und so viel wie möglich Arbeitsplätze in Eberswalde erhalten.