Ab Oktober geht die Tarifrunde bei der Bahn los. Knackpunkt der Verhandlungen werden wohl die Arbeitszeitregeln werden. Die Mitarbeiter der Bahn haben 6,2 Millionen Überstunden angesammelt. Der Vorsitzende der größeren Gewerkschaft EVG, Alexander Kirchner (SPD), kündigte eine harte Runde an und fordert den Verzicht des Bundes auf die Dividende. Offizielle Forderungen der EVG liegen noch nicht vor, momentan findet eine bundesweite Mitgliederbefragung statt.
Die GDL fordert 4% mehr Lohn und eine bessere Schichtplanung, ohne die es keinen Tarifvertrag geben solle, wie der Vorsitzende Claus Weselsky (CDU), sagte. Die Schichtpläne sollten tarifvertraglich geregelt werden und nicht mehr den einzelnen Betriebseinheiten überlassen bleiben, wie es die Bahn weiterhin will. Das ist besonders beim Güterverkehr ein Thema. Die DB Cargo fährt seit Jahren Verluste ein. Dies soll auf dem Rücken der Lokführer geändert werden, deren Arbeit noch mehr verdichtet werden soll. Ihre „tatsächlichen Zeiten auf der Maschine“ sollen erhöht werden, wo sie laut Bahn angeblich nur 50% ihrer Arbeitszeit seien. Die GDL fordert dagegen den Abbau von Überstunden – bei den Lokführern sind es 80 Stunden pro Kopf pro Jahr, insgesamt 1,5 Millionen Stunden – und die Einstellung von 800 neuen Lokführern, die Bahn hat bisher nur 300 neue Stellen zugesagt. In einem Interview mit der „Wirtschaftswoche“ sagte Weselsky, auch Zugpersonal im Schichtdienst habe Anspruch auf ein soziales Umfeld und Freizeit mit der Familie. Die Bahn habe ihr Versprechen, die Arbeitsbelastung zu senken, nicht eingelöst. „Statt Überstunden durch Neueinstellungen abzubauen, zahlt das Management lieber Überstunden aus. Das ist Augenwischerei.“ Die Verhandlungen sollen mit GDL und EVG gemeinsam geführt werden, da nach dem Schlichterspruch von 2015 zwei Tarifverträge mit zwei Gewerkschaften in einem Unternehmen gelten.