NBA-Spielertausch: Basketball-Millionär Doncic verlässt Dallas

Außer Kontrolle

Friedhelm Vermeulen

Ein „Schock“, ein „Beben“, ein „Hammer“ und eben doch kein „Fake“ – die Reaktionen der Sportkommentatoren nach Bekanntgabe des Wechsels von Basketballspieler Luka Doncic von den Dallas Mavericks zu den Los Angeles Lakers überschlugen sich. Egal wo man am vergangenen Sonntag die Basketballschuhe schnürte, an diesem Thema kam keine und keiner vorbei.

Dabei sind NBA-Fans an so einiges gewöhnt: Da werden Spieler, die Millionen US-Dollar verdienen, paketweise munter hin- und hergetauscht, Heimspiele mitten in der Saison in Mexiko-Stadt oder Paris ausgetragen und ganze Teams verkauft.

Der Tauschhandel der Mavericks, die für Luka Doncic den Lakers-Spieler Anthony Davis bekommen, ist dennoch schwer nachzuvollziehen. Doncic war das Gesicht der Mannschaft, der Star, um den herum das Team gebaut wurde. Der Slowene kam 2018 von Real Madrid nach Dallas und wurde direkt zum Nachfolger von Dirk Nowitzki, der von 1999 – in diesem Jahr wurde Doncic geboren – bis 2019 die Mavericks anführte.

Ungewöhnlich ist auch, dass Doncic, der zu den Top-Spielern und Top-Verdienern der NBA gehört, vorher nichts von dem Tauschhandel gewusst haben will: „Vor sieben Jahren kam ich als Teenager hierher, um meinen Traum zu verfolgen, Basketball auf höchstem Niveau zu spielen. Ich dachte, ich würde meine Karriere hier verbringen, und ich wollte unbedingt eine Meisterschaft gewinnen“, wird er zitiert. Davon sind auch die Fans in Dallas ausgegangen. Zumal sich Doncic bei Konflikten innerhalb der Mavericks bisher immer durchgesetzt hat. So soll Meister-Coach Rick Carlisle, der das Team 13 Jahre lang trainierte, im Jahr 2021 unter anderem aufgrund des Konflikts mit seinem Star-Spieler gegangen sein. Und Kristaps Porzingis, der von 2019 bis 2022 der zweite große Name bei Dallas war, soll aufgrund der teaminternen Rivalität mit Doncic an die Washington Wizards abgegeben worden sein.

Mit knapp 30 Punkten und acht Assists pro Spiel war Doncic der bestimmende Faktor in der Dallas-Offensive. Er tanzt seine Gegner nach Belieben aus, wechselt dabei Tempo und Richtung, nimmt scheinbar unmögliche Würfe – manchmal ist das mehr Magie als Sport. Mavericks-Manager Nico Harrison, der öffentlich die Verantwortung für seinen Weggang übernahm, bekommt derzeit sehr viel Kritik, Fan-Frust und Spott ab. Zumal der für Doncic eingetauschte Davis älter ist (31) und bereits einige Verletzungen hinter sich hat.

Andererseits: Wer sich nicht nur die Highlights anschaut, sondern ein ganzes NBA-Spiel des Slowenen durchhält, der sieht vor allem, wie Doncic die Schiedsrichter ständig anmault, in der Verteidigung nicht mit zurückläuft und trotzig den Kopf hängen lässt, wenn der Ball mal nicht durch den Korb gleitet. Dazu kommen Zweifel an seiner Fitness.

Sportreporter Stephen A. Smith sieht zumindest kurzfristig den sportlichen Vorteil auf Seiten der Mavericks. Die Lakers hätten nach dem Weggang von Davis ein großes Problem in der Verteidigung. Der Superstar des Teams, LeBron James, ist bereits 40 und bei den Lakers nur noch in Altersteilzeit beschäftigt – arbeitet also nur noch in der Offensive.

Smith sieht aber noch einen weiteren Grund für den überraschenden Spielertausch: „Jemanden von einem Kaliber wie Luka zu traden, zu diesem Zeitpunkt in der Saison, ohne dass er oder sein Agent etwas davon wussten, das ist eine klare Botschaft der Klubbesitzer: Wir haben immer noch die Kontrolle, nicht ihr.“

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"Außer Kontrolle", UZ vom 7. Februar 2025



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