Da wettert Springers „Bild“, „Putin profitiert vom Blut der Kasachen“, setzt ukrainische „Freiwilligenverbände“ in Szene, die mit Gewehrattrappen aus Holz trainieren müssen, weil es an Kriegsgerät mangelt und kommandiert: „Frau Baerbock, übernehmen Sie!“ Und die grüne Außenministerin verspricht auch prompt „Härte“ gegen Russland. Bei der Bundeswehr schaut derweil so mancher mit einer gewissen Hochachtung gen Osten. „Die russischen Streitkräfte führen derzeit vor den Augen der Öffentlichkeit den hohen Bereitschaftsgrad und Ausrüstungsstand ihrer Luftlandetruppe vor“, konstatiert Waldemar Geiger in „Soldat & Technik“, einer Online-Plattform des mit dem deutschen Verteidigungsministerium kooperierenden Bonner Mittler-Report-Verlags. Innerhalb kürzester Zeit seien auf Hilfeersuchen des kasachischen Präsidenten Tokajew nicht nur erste leichte Kräfte nach Kasachstan geflogen, sondern auch die Mobilisierung vollständig mechanisierter Luftlandeverbände abgeschlossen worden. „Die Luftlandeeinheiten sind Bestandteil der Truppen – die russische Regierung spricht hier von Friedenstruppen –, die im Rahmen des von Russland angeführten Militärbündnisses Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit (OVKS) zur Beruhigung der aktuellen Lage in Kasachstan beitragen sollen.“
Weiter wird da „aus der Truppe“ bezüglich der russischen „Kaltstartfähigkeit“ von rund 2.500 Soldaten neidisch-nüchtern berichtet: „Der nun demonstrierte Bereitschaftsgrad der russischen Truppe und die damit verbundene Projektionsfähigkeit mechanisierter Truppenkörper beeindruckt aus mehreren Gründen. So ist der Jahresbeginn traditionell ein Urlaubszeitraum in Russland. In die erste Januarwoche fallen mit dem Neujahrsfest und dem orthodoxen Weihnachtsfest am 7. Januar zwei wichtige Feiertage. Daneben sind die russischen Truppen neben dem Engagement in den Auslandsmissionen (Syrien und Mali) auch in großer Zahl beim jüngsten Truppenaufmarsch an der Grenze zur Ukraine gebunden.“ Auch die Fähigkeit, praktisch eine mechanisierte Brigade aus dem Stand im strategischen Lufttransport zu verlegen, demonstriere die Leistungsfähigkeit. „Insbesondere, wenn man den deutschen Anteil an der internationalen Evakuierungsmission in Kabul als Vergleich heranzieht.“
Wie bei „Soldat & Technik“ weiter zu lesen ist, gelten die russischen Streitkräfte, was die Luftlandetruppen angeht, „als weltweit führend“. Dies habe unter anderem Generalmajor Andreas Hannemann, Kommandeur der „Division Schnelle Kräfte“ (DSK) und damit oberster Luftlandesoldat des deutschen Heeres, im Rahmen des Herbstsymposiums 2021 vom „Förderkreis Deutsches Heer e. V.“ bestätigt. Seiner Einschätzung nach gehören die russischen Luftlandetruppen „Wosduschno-dessantnyje woiska“ (WDW) zu den Taktgebern der „Luftlanderei“. Dem General zufolge seien die russischen Luftlandekräfte den deutschen Fallschirmjägern „in quantitativer Sicht massiv überlegen“. Dies gelte für „Personalstärke, Panzer und dafür notwendige Verbringungsmittel wie Hubschrauber und Flugzeuge“. Prost Mahlzeit.
Während die Ampel-Regierung ein neues Mandat für den seit 2015 andauernden Irak-Einsatz der Bundeswehr unter US-NATO-Kommando vorlegt, hat Russland bereits nach einer Woche den Rückzug seiner Soldaten aus Kasachstan eingeleitet.