Endspurt und Startschuss
Ein Meter Marx
für ein Abo der
Marxistischen Blätter
Am Pressefest-Sonntag endet diese Aktion für Leserinnen und Leser der UZ, die noch kein Abo der Marxistischen Blätter haben. Gleichzeitig startet eine „Aufsteh-Aktion“ für Leserinnen und Leser der Tageszeitung ‚junge Welt‘, die wir als Abonnentinnen bzw. Abonnenten gewinnen wollen. Die Abo-Prämie, die wir jeweils auslosen, ist die abgebildete, ein Meter große Marx-Skulptur des Nürnberger Kunstprofessors Ottmar Hörl.
Dieser Marx ist übrigens auch käuflich! Für 350,- Euro.
Nur am Stand der „Marxistischen Blätter“ am Eingang der Kunst- und Literaturhalle (Eislaufhalle) des UZ-Pressefestes.
UZ: Am Pressefest-Sonntag um 18.00 Uhr endet eure Aktion „1 Meter Marx für ein Abo der Marxistischen Blätter“. Was ist ihr Ziel und wie ist der Zwischenstand?
Lothar Geisler: Bei den bisherigen UZ-Pressefesten ist die Werbung für die Marxistischen Blätter aus verschiedensten Gründen weitgehend hinten runtergefallen. Das soll diesmal anders werden. Wir bieten in Zusammenarbeit mit der Marx-Engels-Stiftung auch 2018 zwar wieder interessante Vorträge im MASCH-Foyer der Eislaufhalle an. Alle, die das UZ-Pressefest traditionell auch als „Bildungswochenende“ für marxistischen Input betrachten, kommen also auf ihre Kosten. Wir mussten unseren Büchertisch verkleinern, bauen allerdings einen Bestellpunkt auf, für alle, die zur Unterstützung unserer Zeitschrift Bücher bestellen, aber nicht übers Pressefestgelände schleppen wollen. Aber wir müssen und wollen die Abo-Werbung stärker ins Zentrum rücken. Wann, wenn nicht in diesem Jahr? 2018 feiern wir Marxens 200. Geburtstag, den 50. von SDAJ bzw. DKP, die im Mai bzw. September 1968 gegründet wurden. Kleine Randnotiz: die Beratungen zur Konstituierung der DKP fanden in den damaligen Räumlichkeiten unserer Redaktion in Frankfurt statt. Wir feiern 100 Jahre Novemberrevolution, incl. KPD-Gründung und, last but not least: unseren eigenen 55. Geburtstag. Unser Ziel: wir wollen beim Abbau dieses UZ-Pressefestes unterm Strich „altersgemäß“ 55 neue Abos haben. Der aktuelle Zwischenstand: 32 neue Abos seit Aktionsstart im Juli. Keine schlechte Ausgangslage für den Endspurt. Das Kalkül, mit der Auslosung einer attraktiven Marx-Skulptur Bewegung in die Abo-Gewinnung zu bringen, scheint aufzugehen: Marx macht mobil.
UZ: Ist es richtig, dass die Aktion verlängert und eine zweite Marx-Skulptur verlost wird? Weil‘s gerade so schön läuft?
Lothar Geisler: Nicht ganz. Richtig ist: wir verlosen eine zweite Marx-Skulptur, also „Noch’n Meter Marx für ein Abo“. Aber wir starten mit unserer aktuellen Ausgabe „Lob der Arbeiter(!)-Partei“ eine neue Aktion. Wir nennen sie „Aufsteh-Aktion“. Mit ihr wollen wir mehr Leserinnen und Leser der Tageszeitung ‚junge Welt‘ als Abonnenten gewinnen. Aber nicht nur sie. Insbesondere dieses Heft betrachten wir als unser spezifisches Diskussionsangebot an alle, die sich sammeln und aufstehen wollen für eine grundsätzlich andere Politik, eine Politik, in deren Zentrum die Überlebens- und Lebensinteressen aller Menschen – gleich welcher Religion, Rasse oder Nationalität – stehen, die vom Verkauf ihrer Arbeitskraft leben müssen.
UZ: Im Jahr 2018 ein Loblied auf die Arbeiterpartei anzustimmen ist aber ein reichlich gewagtes Unterfangen!?
Lothar Geisler: Stimmt, wenn man nur die Gegenwart sieht. Aber es geht um’s Prinzip, um die Zukunft und die Zurückdrängung des AfD-Einflusses. Im Editorial schreiben wir: „Wir wagen das Lob der Arbeiter(!)-Partei, obwohl – oder besser: gerade weil weit und breit keine real und wirkmächtig Arbeiter(!)-Politik betreibende Kraft erkennbar ist, die ein solches Lob verdient hätte. Und weil mittlerweile mit der AfD ein politischer Falschspieler auf dem Feld und im Bundestag ist, der – als Stürmer ganz rechts außen – arbeitende Menschen bis tief in die Gewerkschaftsbewegung mit national-sozial-doitschen Parolen für Eigentore begeistert.“ Die gewachsene Stärke solcher Parteien widerspiegelt natürlich auch die anhaltende Schwäche der gesamten Arbeiterbewegung und all ihrer Parteien in unserem Land. Da sind wir alle herausgefordert. Darum sind die beiden Beiträge zum 50. DKP-Jubiläum im Heft ja auch keine Jubelartikel, sondern sehr nachdenklich und nüchtern optimistisch. Darum lassen wir auch andere zu Wort kommen, zum Beispiel Ellen Brombacher vom Sprecherrat der Kommunistischen Plattform der Partei die Linke und Theo Steegmann, langjähriger Betriebsrat bei Krupp/Thyssen in Rheinhausen und Mitglied der SPD. Und genau darum schauen wir nicht nur auf die Gegenwart, sondern machen mit den Beiträgen unseres Sonderheftes „Lob der Arbeiter(!)-Partei“ quasi einen historischen Dreisprung „1918 – 1968 – 2018“.
UZ: Kannst du diesen „Dreisprung“ bzw. den Grund dafür näher erläutern?
Lothar Geisler: Ein wesentlicher Grund ist, dass in unserem Land bürgerliche Geschichtsverdreher das Massenbewusstsein prägen und wir in unserer jetzigen Lage keine eigene Gesamtdarstellung der Geschichte der Arbeiterbewegung haben, die als Lehrbuch dienen könnte. Auch deshalb gibt es kein nur halbwegs einheitliches kollektives Geschichtsbewusstsein in der Arbeiterbewegung, vielfach sogar gar keins. Insofern bleibt uns nur, genauer hinzuschauen, was wir Kommunisten und andere an bestimmten Knotenpunkten der Geschichte – z. B. 1918/19 und 1968/69 – gemacht und bewirkt haben. Als Kommunistin und Kommunist können wir uns Geschichtsvergessenheit nicht leisten. Wir dürfen wir uns unser Erbe von niemandem wegnehmen lassen. Und in jeder Generation müssen wir es uns neu aneignen, wenn wir wirklich aus der wechselvollen Geschichte der Arbeiterbewegung mit ihren großen und kleinen Niederlagen und ihren Siegen lernen wollen. Man lernt nämlich wirklich nicht nur aus dem, was sich als falsch erwiesen hat, sondern auch aus dem, was man richtig gemacht hat. Das untermauern wir in dem Heft. Nehmen wir nur die Frage nach dem Verhältnis von Partei und Bewegung. Da haben revolutionäre Arbeiter*innen und junge wie alte Intellektuelle im Kampf gegen den Ersten Weltkrieg und in der Novemberrevolution 1918/19 reichlich viel richtig gemacht. Mit Fernwirkungen bis in unsere Tage. Das gilt für den Kampf gegen den Zweiten Weltkrieg, den antifaschistischen Widerstand und auch die bewegte Zeit, die Umbruchzeit, für die das Jahr 1968 symbolhaft steht. KPD und DKP sind in den Bewegungen ihrer Zeit entstanden und gewachsen. Im Heft haben wir z. B. Auszüge aus Rosa Luxemburgs Rede auf dem Gründungsparteitag der KPD dokumentiert, insbesondere die Passagen, in denen sie die Bedeutung von Streiks, die Bedeutung der Selbsttätigkeit der Massen betont, für die Entwicklung von Klassenbewusstsein und das Machtausüben. Von „Stellvertreterpolitik“ und „fürsorglichem Staat“ ist da keine Rede. Das ist lesenswert und anregend, wenn wir 2018/19, neue, wertvolle Streikerfahrungen machen, sie auswerten und über die Bedeutung echter Demokratisierung diskutieren. Oder nehmen wir den Artikel von Florian Wilde, der schildert, wie und womit Ernst Meyer als KPD-Vorsitzender 1920/21 die Partei aus der damaligen tiefen Krise führte und wesentlich zu ihrer Konsolidierung als Massenpartei beitrug, nämlich durch die Entwicklung einer konsequenten Einheitsfrontpolitik. Auch das ist lesens- und nachdenkenswert, wenn wir 2018/19 um die Sammlung und Formen der Zusammenarbeit aller fortschrittlichen Kräfte ringen oder um die Überwindung diverser Partei-Krisen, seien es sozialdemokratische oder kommunistische. Soweit ganz grob skizziert, warum wir im Heft das „Lob der Arbeiter(!)-Partei“ als zeitlichen „Dreisprung“ wagen. Im Detail steckt da viel Diskussionsstoff im Heft, das pünktlich zum Pressefest und zum 50. Geburtstag der DKP vorliegt.
UZ: Euer angekündigtes Buch über die Novemberrevolution wird aber nicht rechtzeitig fertig?
Lothar Geisler: Da sag ich nur: d. k. p. – das kann passieren. Das Buch ist zwar inhaltlich fertig geworden, aber für den Druck zu spät. Wir haben darum eine limitierte Sonderauflage als Expressdruck mit einem anders gestalteten Umschlag fertiggestellt. 50 Exemplare zum 50. Geburtstag der DKP! Die gibt es nur auf dem Pressefest und nur am Stand der „Marxistischen Blätter“. Wer also seinen Enkeln oder Urenkeln später mal zum 100. Geburtstag der DKP ein nettes, kleines Erbstück hinterlassen will, sollte sich beeilen und unseren Stand vor der Eislaufhalle im Revierpark Wischlingen besuchen.