Bundeswehr rekrutiert Berufsgenossenschaftliche Kliniken

Aufrüstung im Sanitätsdienst

Von Heiko Schmidt

Am 14. August unterschrieben der Sanitätsdienst der Bundeswehr und der Verband der Kliniken der gesetzlichen Unfallversicherung eine gemeinsame Absichtserklärung. Darin wird die Kooperation „im Bereich Wissenstransfer und Forschung“ geregelt. Außerdem „soll für einzelne Standorte auch eine engere Zusammenarbeit durch die Verzahnung medizinischer Leistungsangebote geprüft werden“. Zu den berufsgenossenschaftlichen Kliniken gehören neun Akutkliniken, zwei Kliniken für Berufskrankheiten und zwei ambulante Einrichtungen. Darunter auch das Unfallkrankenhaus Berlin (UKB) mit 608 Betten und circa 2 000 Beschäftigten. Das UKB ist ein Krankenhaus der Maximalversorgung mit 77 Intensivbetten.

In der Zeitschrift „Wehrmedizin und Pharmazie“ schreibt ein Leitungsmitglied des Sanitätsdienstes der Bundeswehr am 9. Februar über „die Rolle des Bundeswehr-Zentralkrankenhauses Koblenz im Rahmen der Re-Fokussierung auf Landesverteidigung/Bündnisverteidigung“. Darin vollzieht sich ein Strategiewechsel im Sanitätsdienst und den dazugehörenden Kliniken. Auf Grund veränderter Bedrohungslagen, besonders mit Blick auf Russland, sei eine massive Ausweitung der Klinikkapazitäten erforderlich. Dies könne aber nicht durch den Bau weiterer Bundeswehr-Krankenhäuser geschehen, sondern müsse durch Kooperationen erreicht werden. Der Autor sieht Deutschland auf Grund seiner geografischen Lage als sanitätsdienstliche Drehscheibe und fordert, dass die Fähigkeiten des Sanitätsdienstes auf die „gesamte Breite des Auftragsspektrums der Bundeswehr im In- und Ausland“ ausgerichtet werden.

Es gibt insgesamt fünf Bundeswehrkrankenhäuser. Standorte sind Berlin, Hamburg, Westerstede (Niedersachsen), Koblenz und Ulm. Ihre zusammen 1 811 Betten werden vorwiegend für zivile Patienten genutzt. Die militärische Zweckbestimmung äußert sich unter anderem in der Auswahl der medizinischen Schwerpunkte. Unfallchirurgie, Notfallmedizin oder die Behandlung posttraumatischer Belastungsstörungen spielen eine große Rolle. Die Kliniken verfügen über mehr Pflegepersonal und Ärzte als in zivilen Häusern üblich. Im Bedarfsfall werden diese für die Auslandseinsätze der Bundeswehr abgezogen.

Schon seit den Neunzigerjahren versucht die Bundeswehr zivil-militärische Verknüpfungen zu schaffen, um ihre Kapazitäten auszubauen. So kann Krieg auch im Krankenhaus beginnen. Für die Beschäftigten der zivilen Krankenhäuser kann das im Ernstfall die Einbindung in den Sanitätsdienst der Bundeswehr bedeuten.

Kooperationen mit zivilen Krankenhäusern bestehen an allen Standorten auch im Bereich der Ausbildung. Darüber hinausgehend gibt es in Hamburg eine Zusammenarbeit in der Tropenmedizin mit dem Universitätsklinikum Eppendorf. Das Bundeswehr-Krankenhaus Westerstede wurde 2008 als Neubau auf dem Gelände der zivilen Ammerland-Klinik eröffnet und hat damit die weitestgehende Kooperation mit einer zivilen Klinik erreicht. Unabhängig davon findet dies im Rettungswesen bereits statt. Notarztwagen der Bundeswehr sind an den Standorten der Bundeswehr-Krankenhäuser Teil des öffentlichen Rettungswesens.

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"Aufrüstung im Sanitätsdienst", UZ vom 13. September 2019



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