Der Internationale Frauentag am 8. März steht in diesem Jahr im Zeichen des Arbeitskampfes. Verschiedene Lohnrunden stehen zur Entscheidung an. Die Kolleginnen und Kollegen wollen und können sich nicht mit Abschlüssen unterhalb der Inflation, die ihnen das Leben zunehmend schwer macht, abspeisen lassen. Im öffentlichen Dienst wird gestreikt, die Kolleginnen und Kollegen bei der Post werden voraussichtlich nach der Urabstimmung in einen unbefristeten Streik treten und die EVG hat die Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn aufgenommen.
Der Faktor, der in den Tarifkämpfen den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage ausmachen könnte, sind die Frauen. Denn in der Tarifrunde im öffentlichen Dienst geht es um die Gehälter der Kita- und Krankenhausbeschäftigten, die überwiegend Frauen sind. Es geht um die vielen Kolleginnen, die in Teilzeit, im Niedriglohn oder prekär beschäftigt sind. Und es geht auch bei der Post und bei der Bahn um die Sicherung der Reallöhne – gerade in den unteren Gehaltsgruppen.
Frauen bekommen in diesem Land im Schnitt rund ein Fünftel weniger Lohn als ihre männlichen Kollegen der gleichen Branche. Zwar haben sich Frauen in den oberen Rängen der Gesellschaft häufig den gleichen Lohn erkämpft, aber die Frauenfrage ist und bleibt eine Klassenfrage: Frauen bekommen die schlechter bezahlten Jobs. Ihnen nützt es gar nichts, wenn ihr männlicher Kollege genauso schlecht bezahlt wird, weil er sich für den Beruf des Erziehers entschieden hat und in der gleichen Kita arbeitet wie sie. Gemeinsam leiden schlecht bezahlte Kolleginnen und Kollegen besonders unter der hohen Inflation, weil diese vor allem Lebensmittel und Energiekosten betrifft. Das erklärt die Bereitschaft der Kolleginnen zum Kampf um jeden Cent, der die aktuellen Lohnrunden prägt. An der Streikfront wird diese Entschlossenheit gebraucht, damit der Kampf gegen Reallohnverlust erfolgreich geführt werden kann.
Die Gegenseite ist zu Recht besorgt. Ein Inflationsausgleich ist ihr zu teuer, stattdessen bietet sie billige Einmalzahlungen an. Gleichzeitig fordert der Kapitalverband BDA eine Einschränkung des Streikrechts – eine weitere Provokation.
Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ beklagt angesichts der heranrollenden Streikwelle bei der Bahn, dieser Konflikt werde „angeheizt (…) durch ähnlich hohe Forderungen im Öffentlichen Dienst oder bei der Deutschen Post AG“. Das Blatt verweist auf die bevorstehenden Warnstreiks im Großraum Köln sowie am Düsseldorfer Flughafen und die „bevorstehenden Einschränkungen im öffentlichen Nahverkehr“. In Bayern wird die Arbeit fast im gesamten öffentlichen Dienst ruhen. „Die Intensität der Ausstände“, zitiert die „FAZ“ die Gewerkschaft ver.di, „werde sich über die kommenden Wochen bis zur nächsten Verhandlungsrunde vom 27. März steigern.“
Die durchweg zweistelligen Lohnforderungen sind angesichts der hohen Inflationsraten der letzten beiden Jahre bitter nötig. Das sieht auch die Mehrheit der Bevölkerung so, die ebenfalls unter den hohen Lebens- und Energiepreisen leidet. Sorgen bereitet der Gegenseite daher, dass leer bleibende Briefkästen und geschlossene Kitas nicht auf Unverständnis stoßen könnten, sondern von einer breiten Welle der Sympathie getragen werden.
Nun wird versucht, die Inflation der letzten Jahre herunterzurechnen, um dem deutlich spürbaren Reallohnverlust „Expertenwissen“ entgegenzusetzen. Doch das verfängt nicht. Die entsprechenden Tricksereien des Statistischen Bundesamtes stießen sogar in der „FAZ“ auf Unverständnis, die das als „fern vom Leben“ charakterisierte.