Besuch von Betroffenen der Berufsverbote im Düsseldorfer Museum Kunstpalast

Auf den Spuren „entarteter“ Künstler

Von Uwe Koopmann

Das Mutter-Ey-Denkmal von Bert Gerreheim in Düsseldorf

Das Mutter-Ey-Denkmal von Bert Gerreheim in Düsseldorf

( Public domain)

Betroffene der Berufsverbotepolitik an der Schiene zwischen Düsseldorf, Köln, Bonn und rheinischer Umgebung auf den Spuren der Berufsverbote-Geschichte. Aktuelle Station: Sonderausstellung zum Thema „SPOT ON: 1937. Die Aktion ‚Entartete Kunst’ in Düsseldorf“. Der Umfang der Ausstellung ist knapp, aber tief bemessen. Gezeigt werden 14 Gemälde, Skulpturen und Grafiken. Mehr ist nicht da. Andere Werke wurden von den Nazis und ihren Helfershelfern aus Museen und Privatbesitz konfisziert, im Dritten Reich verbrannt, für Devisen in die Schweiz verkauft oder heimlich verscherbelt.

Einen Überblick zu den Machenschaften der Nazis lieferte Angelika Felsko. Sie ordnete die Beschlagnahmeverfahren historisch und politisch ein, setzte sich mit den von den Nazis erfundenen Kriterien der „entarteten Kunst“ auseinander und stellte einzelne Künstler vor. Es war eben nur eine kleine Auswahl, denn allein aus den Sammlungen der Stadt Düsseldorf wurden 1937 mehr als 1 000 Werke beschlagnahmt. Im Reich waren es etwa 20 000.

Das Vorgehen der Nazis war widersprüchlich, denn nicht alle Werke, die der „entarteten Kunst“ hätten zugeordnet werden können, wurden entfernt. Auch bei den Künstlern ging es ambivalent zu. Emil Nolde („Rote Abendsonne“) und Franz Radziwill („Bildnis des Malers Franz Radziwill“, von Otto Dix) setzten in jungen Jahren ihre Hoffnungen auf den Faschismus – und wurden trotzdem mit zeitweiligem Ausstellungsverbot belegt.

Wie sehr die Kapitalinteressen die Verwertungsbedingungen von Kunst tangieren, lässt sich in unmittelbarer Umgebung des Museums Kunstpalast ablesen. Eine der Protagonistinnen in der Düsseldorfer Künstlerwelt vor, während und nach dem Faschismus war die Galeristin „Mutter Ey“. Sie setzte sich für verfolgte Künstler ein. In der Ausstellung zeigt ein Blatt von Otto Dix das „Bildnis Frau Johanna Ey“, Bleistift 1921.

Heute steht ihre Skulptur (Bildhauer: Bert Gerresheim) in der Nähe ihrer ehemaligen Galerie im Hof des Landgerichts, in dem gegen den mutmaßlichen Mörder von Ernst Thälmann verhandelt wurde. Aus dem Gericht wurde durch Verkauf und Vermietung ein Ort des gehobenen Wohnens. Kaufpreis pro Quadratmeter: deutlich mehr als 10000 Euro. Der Investor schmückt sich und seine Immobilie mit Mutter Ey.

An „sonderberechtigte Kunsthändler“ wurden zahlreiche Werke aus Beschlagnahmeaktionen weitergereicht, sie wurden im Ausland verkauft, aber auch privat gehortet. An diesem Geschäft war Hildebrand Gurlitt beteiligt. Das „Einziehungsgesetz“ von 1938 wurde nach 1945 weder von den Alliierten noch vom Bundestag kassiert. Im Katalog heißt es dazu: „Eingezogene Werke ‚Entarteter Kunst’ aus öffentlicher Hand werden daher nicht restituiert“ (rückerstattet, UK). 1 500 Arbeiten vermachte der im Auftrag des NS-Regimes aktive Bilderhändler Hildebrand Gurlitt seinem Sohn Cornelius. Nach Hildebrand Gurlitt ist nach wie vor eine Straße in Düsseldorf benannt. Die DKP fordert die Umbenennung.

Andere Werke konnten nicht an die öffentlichen und privaten Besitzer zurückgegeben werden, da die jüdischen oder kommunistischen Künstler das Kriegsende nicht erlebten. Im Düsseldorfer Gefängnis „Ulmer Höh“ wurde der Maler Peter Ludwigs (KPD) ermordet. Vor seiner letzten Wohnung in der Konkordiastraße 19 wurde ein „Stolperstein“ gesetzt. Auf dem  Friedhof im Künstler-Stadtteil Golzheim gibt es seit dem 19. Juni 1982 einen gemeinsamen Gedenkstein für jüdische und kommunistische Künstler.

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"Auf den Spuren „entarteter“ Künstler", UZ vom 24. November 2017



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