Deutsche Bahn AG plant drastischen Personalabbau

Auf dem falschen Gleis

Mit einem Milliardenverlust im letzten Jahr und über 600 Millionen Euro Verlust im ersten Halbjahr 2024 geht der Konzernvorstand der Deutsche Bahn AG in die Vollen. Großmundig kündigte Finanzvorstand Levin Holle an, bereits zum Jahresende wieder mit einem operativen Gewinn in Höhe von einer Milliarde Euro aufzuwarten.

Zwar sind die Verluste vor allem darauf zurückzuführen, dass der Bund zugesagte Milliardenzuschüsse bis heute nicht überwiesen hat. Dennoch nutzt der Konzernvorstand die Situation und kündigt einen Abbau von etwa 30.000 Stellen an. Das entspricht ungefähr dem Stellenaufbau der letzten fünf Jahre. Dazu kommt, dass schon seit geraumer Zeit eine sogenannte „qualifizierte Ausgabensteuerung“ und ein Einstellungsstopp verhängt worden sind. Letzteres wird jetzt mit dem Schlagwort „Personalbedarfssenkung“ vorwiegend im Verwaltungsbereich schönfärberisch ergänzt. Die konzerninterne Ansage ist, dass das operative Geschäft und der Baubereich von diesem Personalabbau ausgenommen sind.

Der Konzernvorstand spielt aber mit dem Feuer. Denn er betreibt indirekt Spaltung, indem er die in den Medien gerne kolportierte Meinung vom aufgeblasenen Wasserkopf im Konzern aufgreift. Das ist falsch. Nach Aussage von Finanzvorstand Holle sollen strukturelle Veränderungen vorangetrieben werden, „um über Standardisieren, Automatisieren und Digitalisieren effizienter zu arbeiten“. Der Konzernbetriebsrat der DB AG wies auf diesen Widerspruch hin und machte deutlich, dass mehr Bahn mit weniger Personal nicht zu machen ist. Ein Blick auf den „Verwaltungsbereich“ macht deutlich, dass die in die Welt posaunten Stellenstreichungen nicht umsetzbar sind. Sicherlich wird es Bereiche geben, die man anders organisieren kann. Dem sind aber enge Grenzen gesetzt, da die Verwaltung eines Unternehmens auch mit dem operativen Geschäft zusammenhängt. Weniger Personal zum Beispiel in der Finanzverwaltung schafft Probleme für die Beschäftigten von der Lohnabrechnung bis hin zu den Arbeitsbedingungen.

Der Konzernbetriebsrat weist auf die Ursachen der Misere hin: „Zu wenig Investitionen, zu geringe Budgetausstattung für dringend notwendige Instandhaltungsmaßnahmen – eine Mangelverwaltung, die ihresgleichen sucht.“ Hierfür trägt auch der Bund als Eigentümer Verantwortung, so der Konzernbetriebsrat. Die öffentliche Debatte wird zudem angefeuert durch eine erneute Zerschlagungsdebatte, deren Ziel es ist, die Konzernunternehmen der DB Investoren zum Fraß vorzuwerfen. Dabei wird die Deutsche Bahn für eine klimafreundliche Verkehrswende dringend gebraucht.

Eine Stärkung der Bahn scheitert aber an einer Politik, die der Ideologie nachhängt, dass der Markt alles richten soll und wird. Dabei hat sich längst gezeigt, dass die Privatisierung der Bahn im Jahr 1994 ein großer Fehler war. Seitdem wird dieses komplexe und verzahnte System Eisenbahn systematisch kaputtgespart. Eine Verkehrswende erfordert ein einheitliches, an den Mobilitätserfordernissen der Gesellschaft ausgerichtetes Unternehmen. Das aber wäre das Gegenteil einer privatisierten Börsenbahn.

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"Auf dem falschen Gleis", UZ vom 9. August 2024



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