Von Geschenken und Urinieren

Au weia

Kolumne oder so

Meinungsfreiheit.

In verschiedenen Städten, vor allem in Berlin, wurden in der letzten Woche hunderte Menschen festgenommen, weil sie eine Palästina-Fahne oder ein Palästinensertuch trugen – oder Pro-Palästina-Parolen riefen. Das Ganze basiert rechtlich anscheinend auf Paragraf 140 Strafgesetzbuch, „Belohnung und Billigung von Straftaten“. Na ja, damit müsste man ja schon mal jede AfD-Veranstaltung per se verbieten. Aber Recht und Rechts waren schon immer gute Kumpel in diesem Land.

Boulen I.

4316 Mosaikikone mit Christus dem Barmherzigen Bodemuseum anagoria - Au weia - Karl Rehnagel, Kolumne oder so - Die letzte Seite
Schon Jesus Christus war nicht gänzlich zufrieden mit seinem überraschenden Buchgeschenk. (Foto: Anagoria / Wikimedia / CC BY 3.0 Deed)

Verrückte Techniken gibt es. Manche werfen die Eisenkugeln in einem so grazilen Bogen, dass man vor Schönheit vergisst den Mund zu schließen und reihenweise Mücken inhaliert. Andere katapultieren ihre „Pétanque“ in circa einen Kilometer Höhe und, hat man in Ruhe seine Kippe aufgeraucht, fallen sie wieder vom Himmel – ziemlich genau neben das Schweinchen. „Idealerweise wird hierdurch die Flugphase auf Kosten der Rollphase derart ausgedehnt, dass Letztere nur wenige Handbreit misst oder gar gegen Null strebt, und mit ihr der störende Einfluss des Bodens“ („Boule in Braunschweig“). Au weia.

Börse.

„Aktie von Schädlingsbekämpfer-Unternehmen stürzt ab – die Aussicht auf ein schwächeres Nordamerika-Geschäft hat ‚Rentokil‘ unter Druck gesetzt.“ (n-tv). Ich lese, jedes Mal, ‚Rent to kill‘. Ergibt ja auch Sinn.

Fußball.

„Wird unser EM-Trikot LILA-PINK?“, kreischt die „BILD“ und schiebt hinterher: „Die Reaktionen im Netz sind bisher wenig begeistert. Ein User schreibt: Deutschland verliert schon jetzt.“ Erneut in der Vorrunde raus? Gefällt-mir-Emoji!

Boulen II.

Wieder andere hauchen bei 26 Grad die Kugeln warm oder hocken sich hin beim Werfen, erstarren minutenlang vorm Wurf oder murmeln dem Boule-Gott Anzüglichkeiten ins Ohr. Schließlich heißt Boulen „eine permanent geprüfte optisch-motorische Koordination, eine Automatisierung und Vereinfachung der Bewegungsabläufe und eine mentale Belastbarkeit und Erfolgszuversicht“. Herrlich. Meine Bewegungsabläufe dagegen liegen irgendwo im Niemandsland zwischen angetrunken bosseln und aufgeregt Kugel fallen lassen. Au weia.

Erleichterung.

„In die Ostsee pinkeln bleibt straffrei. Öffentliches Urinieren ist eine Ordnungswidrigkeit. Gut, wenn dann die Ostsee in der Nähe und es zudem noch dunkel ist.“ Denn dann ist es erlaubt, wie ein aktuelles Urteil des Amtsgerichts Lübeck zeigt (Az.: 83a OWi 739 Js 4140/23). Kann ich doch nochmal nach Stralsund. Sauber.

Buch.

Das 2. wird es bald geben: „Karl Rehnagel – Von Kreidetafeln und anderen Tieren. Die Kolumnen zwo“. Und da bald Weihnachten kommt, also dieses Wettfressen und Wie-bescheuert-Schwachsinn-Kaufen, das, wie absurd, auf die angebliche Geburt eines Blagen namens Jesus Christus zurückgehen soll, solltet ihr zuschlagen. Ist doch mal was anderes als ein mitzählender Flaschenöffner oder Sudoku-Toilettenpapier (gibt es beides, kein Scheiß). Und alle Beschenkten so: Ein Buch? Auweia.

Pace. Überall.

16 Rehnagel - Au weia - Karl Rehnagel, Kolumne oder so - Die letzte Seite
(Foto: UZ) Gänzlich unchristliches Geschenk zum christlichen Fest: Der neue Rehnagel. Ab 1. November im uzshop.de

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"Au weia", UZ vom 27. Oktober 2023



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