Stahlarbeiter fordern Erhalt aller Arbeitsplätze

Atempause

Von Werner Sarbok

Am 14. Mai, unmittelbar nach Bekanntwerden der gescheiterten Zusammenarbeit des Konzerns mit Tata, tagte die Betriebsräte-Vollkonferenz von ThyssenKrupp Steel Europe. Die Kolleginnen und Kollegen befürchteten – so ein Betriebsrat gegenüber UZ – dass der Ausverkauf einzelner Betriebsteile zukünftig vereinfacht wird und dass die Beschäftigten gegeneinander ausgespielt werden sollen. Hinsichtlich des Börsenganges der lukrativen Aufzugs-Sparte sei nicht sichergestellt, dass das Geld dann auch in den Betrieben investiert werde, sondern den Anteilseignern als Sonderdividende ausgezahlt wird. Dem Ausverkauf der Aufzugs-Sparte würden weitere Betriebsteile folgen.

Heftige Kritik ging in Richtung Vorstand. Der Vorstand habe sich nur auf das Joint-Venture mit Tata fokussiert, einen Plan B habe es nicht gegeben. Der angestrebte Personalabbau sei völlig realitätsfremd, seit Jahren wird nicht ausreichend investiert. In der Vergangenheit habe die Vorbereitung der nun gescheiterten Zusammenlegung dazu geführt, dass Personal der Produktion entzogen wurde, was nach Einschätzungen von Betriebsräten zu Mehrarbeit und Arbeitsverdichtung bei anderen Kolleginnen und Kollegen geführt habe. Anlagen würden kaputt gespart, bereits jetzt seien Schichten personell nicht mehr ausreichend besetzt. Die Arbeitssicherheit leide unter dem Personalmangel – erst Anfang Mai ist ein Kollege bei Reinigungsarbeiten auf der Kokerei von ThyssenKrupp tödlich verunglückt.

Einige Betriebsräte betonten ihre gemeinsame Verbundenheit und wiesen darauf hin, dass ein Abverkauf einzelner Standorte oder Betriebe Schließungen an den anderen Standorten nach sich ziehen würde. Der Stahl dürfe nicht zum langsamen Sterben verurteilt werden.

Als kleiner Erfolg wurde angesehen, dass am vorangegangenen Montag in einem Gespräch mit dem Vorstand der „Tarifvertrag Zukunft“ bis Ende 2019 bestätigt wurde, lediglich die das Joint-Venture betreffende Punkte wurden herausgestrichen. In diesem Vertrag werden betriebsbedingte Kündigungen und Standortschließungen ausgeschlossen. Es wurde diskutiert, dass die Betriebsräte Strategien entwickeln müssen und nicht nur in den Abwehrkampf gehen dürfen. Mit dem „Tarifvertrag Zukunft“ habe die Belegschaft etwas Luft.

Neben der Planung von Gegenaktionen einigten sich die Kolleginnen und Kollegen darauf, dass der Vorstand über 2019 hinaus betriebsbedingte Kündigungen ausschließen muss. Sie forderten die Sicherung aller Arbeitsplätze und Standorte und als Minimum alle Sicherheiten, die auch im Tarifvertrag Zukunft enthalten sind. Statt eines Sparprogramms müsse in Innovationen investiert werden.

Der Vorstand sei nun gefordert, ein Konzept für die Zukunft aller Standorte zu erarbeiten.

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"Atempause", UZ vom 24. Mai 2019



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