Fotos von Marcus Richter, Kurt Feisel, Hubert Perschke, Jochen Vogler und Hans-Dieter Hey
r-mediabase
auf dem UZ-Pressefest
Mit einer Auswahl von 31 gerahmten Fotografien in der Größe 70 x 60 cm wird die Fotografengruppe r-mediabase auf dem Kunstmarkt präsent sein und Rede und Antwort stehen. Aber auch eine Werkschau ihres Schaffens, eine Videoshow und verschiedene Postkarten werden sie zeigen. Sie wollen damit auch jungen Medienaktivisten anbieten, bei ihnen mitzumachen, um der herrschenden Bilderindustrie und dem Bildermainstream den Alleinanspruch streitig zu machen. Beliebigkeitsfotografie, Freizeitfotografie und die Fotografie der Werbung sind ein gigantischer Selbstbetrug an Gegenwart und Realität, der die wirklichen Lebensgeschichten der Menschen ignoriert und ihre Biografien auslöscht. Die Fotografen von r-mediabase wollen die Rückgewinnung des Politischen im Bild!
Es handelt sich schlicht um Ausbeutung
Immer mehr prekäre Beschäftigung, „Selbstständige“ mit zwei Euro Stundenlohn, Rentner, die sich aus Mülleimern ernähren, Flüchtlinge, die weniger als Sozialhilfe bekommen oder die Auslieferungsfahrer, die keine Wohnung haben und in ihren Lieferautos schlafen, sind kaum noch zu übersehen. Den „Tafeln“ gelingt es immer weniger, die wachsende Kundschaft zu versorgen. Auf der anderen Seite grenzenloser – ja unverschämter – Reichtum. Man erinnert sich zwangsläufig an Bertolt Brechts Ausruf, der es so kurz auf den Punkt brachte: „Reicher Mann und armer Mann standen da und sah‘n sich an. Und der Arme sagte bleich: ‚Wär‘ ich nicht arm, wärst du nicht reich. ‘“ Und die Politiker von CDU, CSU, SPD und Grünen sehen seit Jahren tatenlos zu, wie diese Gesellschaft auseinanderfliegt. Mit „Industrie 4.0“ und weiterer Digitalisierung dürften die Probleme noch größer werden. Es handelt sich schlichtweg um politisch geförderte Ausbeutung, die vor allem mit der „Agenda 2010“ begann.
Medial dagegen halten
Anlass genug zur Empörung für die kritischen Foto- und Video-Aktivisten von r-mediabase, sich mit diesem Thema auseinander zu setzen. Nach einigen Diskussionen war klar, dass keine reißerischen Bilder von auf der „Platte“ schlafenden Obdachlosen oder Armutsrentner an Mülleimern in Frage kamen. Der Respekt vor den Opfern dieser Ausgrenzungsgesellschaft gebot dies einfach. Walter Benjamin meinte bereits 1934, es sei „gelungen, selbst tiefste Armut auf eine modische, technisch perfekte Weise zu einem Gegenstand des Genusses zu machen“. Weder durch diese zweifelhafte Überhöhung noch durch zurückhaltende Fotografien wird aber die Erschütterung der bürgerlichen Sehnsuchtsbilderwelt gelingen und zum Nachdenken anregen. R-mediabase hält trotzdem dagegen.