Wachsende Verantwortung, wenig Anerkennung, oft nur befristet

Arbeitsplatz Hochschule

Von Bernd Müller

Steigende Anforderungen bei gewohnt niedriger Bezahlung und prekäre Beschäftigungsverhältnisse nicht nur für wissenschaftliche Mitarbeiter, sondern auch für viele Beschäftigte in wissenschaftsunterstützenden Bereichen sind das Ergebnis eines grundlegenden Wandels an deutschen Hochschulen. Eine neue Studie der Hans-Böckler-Stiftung untersuchte nun die Arbeitsbedingungen von rund 160 000 Menschen in Verwaltung, Rechenzentren, Haustechnik, Bibliotheken und Laboren der Bildungseinrichtungen.

Seit den 1990er Jahren habe sich viel verändert, heißt es in der Studie: Die Verwaltungen seien modernisiert worden und mit dem „New Public Management“ und einem neuen Rechnungswesen seien die staatlichen Einrichtungen nach dem Vorbild der Privatwirtschaft umorganisiert worden. Die Finanzierung der Forschung sei verändert worden: Das Einwerben von Drittmitteln unter anderem aus der Industrie und deren Verbänden sei immer wichtiger geworden. Gleichzeitig seien die meisten Studiengänge im Zuge des Bologna-Prozesses umgestellt worden – was unter anderem die Zahl der Prüfungen vervielfacht habe.

Ohne den massiven Einsatz neuer Computertechnik sei dies gar nicht möglich gewesen, zumal die Zahl der Studienanfänger von 268 000 im Jahr 1997 auf über 500 000 gestiegen sei, ohne dass im gleichen Maße zusätzliches Personal eingestellt worden wäre: Die Zahl der wissenschaftsunterstützenden Beschäftigten stieg in den Jahren zwischen 1995 bis 2014 lediglich von 119 000 Vollzeitstellen auf 124 000.

Zwei Entwicklungen beim wissenschaftsunterstützenden Personal seien für die Forscher auffällig: Der Anteil der Teilzeitstellen von 26 Prozent im Jahr 1995 sei bis auf 38 Prozent im Jahr 2014 gestiegen, wobei deutlich über ein Drittel der Teilzeitkräfte gern länger arbeiten würde. Gleichzeitig habe die Zahl der Befristungen zugenommen. Fast jeder vierte Vertrag hat ein festes Ablaufdatum. Zudem geben 48 Prozent des wissenschaftsunterstützenden Hochschulpersonals an, dass sich ihre Aufgaben im Laufe der Jahre stark oder sehr stark gewandelt hätten. 69 Prozent stellen fest, dass die fachlichen Anforderungen im Job gestiegen seien.

Wie die Beschäftigten den rasanten Wandel erleben, zeichnen die Forscher von Humboldt-Universität und Technischer Universität beispielhaft anhand unterschiedlicher Stellenprofile nach.

In der Verwaltung habe demnach der Arbeitsumfang mit der Zahl der Studierenden und den zu erbringenden Prüfungsleistungen erheblich zugenommen. Auch die wachsende Zahl wissenschaftlicher Mitarbeiter, für die ständig neue befristete Arbeitsverträge ausgefertigt werden müssten, führten zu einer Arbeitsverdichtung. Einiges sei zudem erheblich bürokratischer geworden: Zwar hätten sich die Entscheidungsspielräume der Beschäftigten im Zuge der Verwaltungsmodernisierung häufig erweitert, im Gegenzug seien aber die Dokumentations- und Berichtspflichten stark angewachsen. Gestiegene Verantwortung und Belastung schlage sich zum Ärger vieler Beschäftigter nicht in höheren Löhnen nieder.

In den Bibliotheken dominierten technische Herausforderungen den Berufsalltag. Die Technik erfordere nicht nur eine permanente Weiterbildung, sie habe auch die sozialen Kontakte im Beruf verändert: Wenn alle Standardvorgänge automatisiert seien, hätten die Bibliothekare nur noch dann direkten Kontakt mit den Studierenden, wenn etwas nicht funktioniere – und könnten oft nicht helfen, weil sie nicht in die elektronischen Systeme eingreifen können.

Insgesamt halten die Autoren der Studie fest: „Die geringe Vergütung und die ungenügenden Entwicklungsmöglichkeiten werden von den befragten Beschäftigten auch als fehlende Wertschätzung ihrer Arbeit und als demotivierend empfunden.“ Insbesondere auf den Leitungsebenen der Hochschulen werde die Arbeit des wissenschaftsunterstützenden Personals kaum gewürdigt, kritisierten viele. Nur 23 Prozent fühlen sich von der Führung wertgeschätzt, während 68 Prozent angeben, sie erführen Anerkennung von ihren Kollegen.

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"Arbeitsplatz Hochschule", UZ vom 3. November 2017



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