In Deutschland starben im vergangenen Jahr im Durchschnitt drei bis vier Menschen pro Tag infolge eines Arbeitsunfalls; im Baugewerbe waren es insgesamt 78 Unfälle mit tödlichem Ausgang, zusätzlich verstarben 30 Beschäftigte bei einem Wegeunfall. Auf diese Zahlen weist die IG BAU am heutigen Workers’ Memorial Day hin.
Die Zahl der Arbeitsunfälle im Baugewerbe liegt nach Angaben der Berufsgenossenschaft Bau bei über 90.000 pro Jahr. Für die Land- und Forstwirtschaft dokumentierte die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau für das Jahr 2023 knapp 58.000 Unfälle; 125 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mussten ihr Leben lassen.
„Die Menschenwürde endet eben nicht an den Toren der Fabriken, Baustellen, Reinigungsobjekte, Büros oder Verwaltungen. Was wir brauchen, ist nicht nur eine gute und faire, sondern insbesondere auch eine sichere Arbeit“, sagt Carsten Burckhardt, als IG BAU-Vorstandsmitglied zuständig für die Bauwirtschaft und den Arbeits- und Gesundheitsschutz. „Deshalb müssen wir genau hinschauen, wenn jetzt wieder über die Erhöhung der Produktivität diskutiert wird. Meistens heißt das auch mehr Tempo, mehr Arbeitsverdichtung und eine höhere Verantwortung auf weniger Schultern. Das wird unweigerlich zu einer Erhöhung der Unfallzahlen führen.“
Menschenwürde dürfe nicht der Effizienz untergeordnet werden. Man brauche keine Dauerschichten, keine endlosen Arbeitszeiten, sondern verlässliche Ruhe- und Erholungszeiten. „Wir brauchen eine Arbeitswelt, in der der Mensch im Mittelpunkt steht – und nicht der Profit“, so Burckhardt.
Gerade in der Baubranche arbeiteten Frauen und Männer aus vielen verschiedenen Kulturen und Ländern mit unterschiedlichen Religionen und Sprachen. Man könne sich deshalb nicht immer in derselben Sprache verständigen, arbeite aber im Vertrauen miteinander und schütze sich gegenseitig. Darauf müsse man sich verlassen können. Arbeits- und Gesundheitsschutz lebe nicht allein vom Helm oder vom Hinweiszettel, sondern von Verantwortung und Solidarität, so der Gewerkschafter.
Im Jahr 1984 rief die kanadische Gewerkschaft für Angestellte im öffentlichen Dienst erstmals dazu auf, der im Arbeitsleben verstorbenen Kolleginnen und Kollegen zu gedenken. Seither wird am 28. April weltweit der bei der Arbeit getöteten Kolleginnen und Kollegen gedacht.