In der Zwischenkriegszeit war Österreich Teil der erweiterten Weltspitze im Fußball. Das galt sowohl im bürgerlichen Sport („Wunderteam“, unter anderem 6:0- und 5:0-Sieg gegen Deutschland) als auch im Arbeiterfußball (Olympiasieg 1931). Allerdings müssen, um diese Erfolge richtig einordnen zu können, einige Spezifika des österreichischen (Arbeiter-)Fußballs mitbedacht werden.
Österreichischer Fußball war bis Mitte der 60er-Jahre gleichbedeutend mit „Wiener Fußball“ – bis zur Saison 1949/50 wurde gar kein österreichischer Meister ermittelt, sondern der Meister der 1. Klasse Wien war automatisch – und zu Recht – österreichischer Meister. Auch die Auswahlmannschaft bestand – von einzelnen Ausnahmen abgesehen – ausschließlich aus in Wien geborenen und aufgewachsenen, jedenfalls aber bei Wiener Vereinen aktiven Spielern. Im Arbeiterfußball bot sich das gleiche Bild, es wurde lediglich auf die Vergabe des Titels „Österreichischer Meister“ verzichtet. Je weiter westlich im Lande man blickte, umso spärlicher war es – in Ermangelung bedeutender Industriebetriebe – um den Arbeiterfußball bestellt.
Die zweite Besonderheit liegt darin, dass in Österreich – anders als in den anderen bedeutenden Ländern des Arbeitersports – bis 1926 im Fußball keine getrennten Verbände und Wettbewerbe für bürgerliche und Arbeitermannschaften existierten. Das hatte nicht nur zur Folge, dass die Arbeiterfußballer nicht an internationalen Arbeiterwettbewerben teilnehmen durften, sondern auch, dass Österreich kein Mitglied der „Luzerner Sportinternationale“ sein konnte. Nachdem aber 1924 der Professionalismus im Fußball eingeführt worden war, kam es endlich zur Gründung des „Arbeiterbundes für Sport und Körperkultur“ (ASKÖ) und schließlich im Sommer 1926 zur Trennung von den bürgerlichen Fußballvereinen. Der ASKÖ wurde sofort der zweitgrößte Verband der Sportinternationale und stellte mit Julius Deutsch auch deren Vorsitzenden. Da aber im „Österreichischen Fußball-Verband“ (ÖFV) die sozialdemokratischen Vereine die Mehrheit stellten, waren die Profiklubs und die bürgerlichen Vereine gezwungen, einen neuen Verband zu gründen. Die Rechtsnachfolge lag auf Seiten der Arbeitervereine, die sich die Tradition und die Mitgliedschaft in der ungeliebten FIFA teuer abkaufen ließen. In der Folge mussten sich also die Vereine entscheiden, ob sie dem bürgerlichen Verband beitreten wollten oder im Arbeiterfußballverband (VAFÖ) „verbleiben“ wollten.