Antikoloniales Wandbild in Münster soll zerstört werden

Rosemarie Brombach

Das Jahr 1992: 500 Jahre „Entdeckung“ Amerikas sollten gefeiert werden. Doch diesseits und jenseits des Ozeans regte sich Widerstand gegen die herrschende Sichtweise. Die historische Wahrheit der Eroberung war: Genozid, Versklavung, koloniale Ausplünderung und ökonomische Abhängigkeit. Unter dem Motto: „500 Jahre Eroberung – 500 Jahre Widerstand!“ malten lateinamerikanische und europäische Künstler*innen gemeinsam mit Jugendlichen Wandbilder in vielen europäischen Ländern, 20 allein in NRW.

In Münster entstanden in Zusammenarbeit mit Münsteraner Künstlern zwei Wandbilder: das Bild des Chilenen Claudio Francia am „Jugendinformations- und Bildungszentrum“ und das Bild von Saul Gutierrez „Auf der Suche nach Amerika“ am Haus des „Cultur und Begegnungscentrum Achtermannstraße- cuba e. V.“. Damit besaß Münster zwei antikoloniale Kunstwerke im öffentlichen Raum.

Ohne nennenswerten Widerstand wurde Francias Bild vor Jahren überstrichen, ein großer Verlust für die Stadtkultur! Seitdem gibt es in Münster nur noch am „cuba“ ein antikoloniales Monument.Zu diesem Bild sagte der Künstler 1992: „Es gibt ein Gefühl tief im Innern, das unzerstörbar ist…“In vielen Symbolen wird die Geschichte Lateinamerikas von unten künstlerisch dargestellt. Über die Gewalt triumphiert die Musik als Sinnbild des Unzerstörbaren.

Nun zeigt auch diese Wand Restaurierungsbedarf. Der Eigentümer hatte der Geschäftsleitung des cuba im Februar verschiedene Optionen eröffnet. Falls das Wandbild restauriert werden solle, müssten es die Mieter*innen selbst bezahlen, ansonsten werde es weiß überstrichen.

Tatsächlich entschied sich der Cuba-Verein dazu, das Bild retten zu wollen. Es gründete sich eine Initiative von Menschen aus unterschiedlichen Bereichen, eine Spendenkampagne wurde ins Netz gestellt und läuft erfolgreich an.

Nun hat der Eigentümer die Wand eingerüstet, um entgegen seiner Aussagen vollendete Tatsachen zu schaffen. Mit einer einstweiligen Verfügung konnte dies vorerst gestoppt werden. Weitere Entscheidungen werden vor Gericht getroffen werden.

Sollte das bürgerliche Eigentumsrecht nun doch über Kunst im öffentlichen Raum triumphieren?

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