Deutsche Großmachtträume platzen lassen – Rechtsentwicklung stoppen – Menschenrechte verteidigen

Antifaschisten tagten an historischem Ort

Von Udo Spengler

Am vergangenen Wochenende fand in Frankfurt im historischen Saal des Gallus-Haus der 6. Bundeskongress der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten statt. An diesem Ort tagte 1963 der Auschwitz-Prozess, machte deutlich, dass viele Mörder des deutschen Faschismus immer noch straffrei geblieben waren und teilweise heute noch sind.

Darauf wies Beate Klarsfeld in ihrem Grußwort ebenso hin, wie Esther Bejarano, Überlebende des KZ Auschwitz, der Frankfurter Oberbürgermeister Feldmann, und Stephan Körtzell vom DGB-Bundesvorstand. An die Verfolgung der Sinti und Roma erinnerte Romani Rose.

Die 200 Delegierten und Gäste feierten nicht nur 70 Jahre VVN, konnten eine beeindruckende Bilanz antifaschistischer Aktivitäten von 1947 bis heute ziehen. Der VVN ist es zu verdanken, dass der Schwur von Buchenwald in Erinnerung bleibt und antifaschistisches Handeln in breiten Bündnissen begründet. Die VVN steht für eine antifaschistische Kultur, für Solidarität, für ein Willkommen der Flüchtlinge, für soziale Gerechtigkeit und ein friedliches Zusammenleben der Völker, damit Faschismus nie wieder eine Chance hat.

Der Bundeskongress diskutierte ausgiebig die politische Situation und die Handlungsoptionen gegen Krieg und die anwachsende Rechtsentwicklung. Es referierte Lühr Henken über die qualitativ neuen Aspekte der Aufrüstung der Bundeswehr. Hellmut Kellersohn vom DIS in Duisburg analysierte die Struktur der rechten Spek­tren, zeigte, dass die Konstruktion „aus der Mitte der Gesellschaft“ zu kurz greift. Professor Fabian Virchow zeigte auf, wie sich die Rechte nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts, das ein Verbot der NPD ablehnte, neu strukturiert. Die sich daran anschließende lebhafte Diskussion zeigte Aufgabenfelder auf, die von den Antifaschisten in konkreten Aktionen von Bayern bis Schleswig-Holstein, vom Rheinland bis nach Sachsen angegangen werden.

Die VVN/BdA zeigt Gesicht gegen Rassisten, gegen die Befürworter von Krieg. Eine Diskussionsrednerin schlägt eine neue Kampagne für Abrüstung vor. Ein Aufruf zu den Ostermärschen wird erarbeitet. Im Leitantrag „Deutsche Großmachtträume platzen lassen – Rechtsentwicklung stoppen – Menschenrechte verteidigen“, der mit großer Mehrheit verabschiedet wurde, heißt es unter anderem, Antifaschismus ist international. Dem Anwachsen extrem rechter Kräfte in den USA, der Türkei und einer Reihe von Ländern Europas stellt sich die VVN/BdA mit ihren internationalen Partnerverbänden vor allem in der Fédération Internationale de Resistants (FIR) entgegen.

In Deutschland stellt sich die VVN das Ziel, das weitere Anwachsen der AfD zu verhindern. Dazu wirkt sie in der Kampagne „Aufstehen gegen Rassismus“ und weiteren regionalen Zusammenschlüssen gegen Rechts, engagiert sich in der „Ausbildung von Stammtischkämpfern“, die in der Lage sind, argumentativ Position gegen die AfD zu beziehen. Dazu dient auch eine beachtenswerte Ausstellung zur AfD, die man bei der Bundesgeschäftsstelle ausleihen kann.

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"Antifaschisten tagten an historischem Ort", UZ vom 7. April 2017



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