Annäherung gegen die Spaltung

Manfred Ziegler zu Verhandlungen in Syrien

Die Aussicht auf ein kurdisches Autonomiegebiet, die Zusammenarbeit der YPG mit den USA, Soldaten, Stützpunkte Artillerie der USA im Norden Syriens – das hat lange Zeit die Beziehungen zwischen den YPG und der syrischen Regierung belastet. Beziehungen, die nie gut waren.

Der Einmarsch der Türkei in Afrin und der Krieg gegen die YPG hat manches geändert. Die Situation in Afrin ist seit Wochen Thema von Diskussionen in Syrien. Das geänderte Klima fand Anfang der Woche einen Höhepunkt, als Busse mit überwiegend kurdischen Unterstützern von Aleppo nach Afrin fuhren: Angekündigt und gefeiert in syrischen Medien.

Auch auf Seiten der YPG hat sich manches geändert. Allein gelassen vom Verbündeten USA, keine Flugverbotszone gegen den NATO-Partner Türkei, unter militärischem Druck durch die Türkei, deren Kräfte langsam aber deutlich vorrücken, hat Ernüchterung um sich gegriffen.

Die ersten Rufe, die syrische Armee müsse doch die staatliche Souveränität in Afrin verteidigen, waren wohl noch nichts als Propaganda. Mittlerweile aber haben echte Verhandlungen stattgefunden. Das war möglich, weil Afrin eine eigenständige Rolle spielt. Ein kleines Gebiet und auf drei Seiten von dschihadistischen Einheiten unter Kontrolle der Türkei umgeben, war für Afrin von vornherein ein Mindestmaß an Zusammenarbeit mit der syrischen Regierung überlebenswichtig, denn nur mit ihrer Hilfe war die Versorgung möglich.

Der Verlauf und eventuelle Ergebnisse der Verhandlungen sind noch nicht bekannt. Das Hin und her ist wohl auch ein Spiegelbild unterschiedlicher Vorstellungen innerhalb und zwischen den beiden Seiten. Dennoch ist die Annäherung zwischen beiden Seiten offensichtlich – aber wie weit wird sie gehen? Bisher zeigt sich die Hilfe der Regierung für Afrin in logistischer Unterstützung. Die Stationierung von Milizen der Regierung in Afrin würde noch einmal eine Zäsur bedeuten.

Ein offener Konflikt der YPG im Bündnis mit der syrischen Armee gegen die Türkei würde nicht nur das US-Projekt der Spaltung Syriens gefährden, sondern auch das russische Konzept für eine politische Lösung des Konflikts im Astana-Prozess. Das dürfte auch Thema beim heutigen Gespräch von Putin mit Erdogan gewesen sein.

Als die Türkei Afrin angriff, stellte sie es als kurzen Feldzug dar. Der kurze Feldzug hat das Potential, die festgelegten politischen Lager in Syrien aufzuweichen. Aber auch das Potential für einen großen Konflikt.

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"Annäherung gegen die Spaltung", UZ vom 23. Februar 2018



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