Jugendliche in der Türkei leiden unter AKP-Regierung

Angriff auf die Jugend

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Mit dem gescheiterten Militärputsch in der Türkei nutzen Erdogan und die AKP die Gelegenheit um nicht nur gegen jegliche Opposition vorzugehen, sondern auch den angestrebten Staatsumbau beschleunigt fortzusetzen. Dabei stehen die aktuellen Maßnahmen der Regierung in einer Linie mit ihrer vorherigen Politik. Diese Politik richtet sich auch gegen die lernende und arbeitende Jugend im Land, deren Situation sich in den letzen Jahren zunehmend verschlechtert hat.

Arbeiten bis zum frühen Tod

Der Stolz der AKP ist die türkische Bauindustrie. Diese boomte in den letzten Jahren und wurde von den Anhängern Erdogans immer wieder als Beweis für den wirtschaftlichen Aufschwung des Landes angeführt. Auf wessen Kosten das Ganze geschieht, zeigt bereits ein Blick auf die Statistiken zu Arbeitsunfällen. Tatsächlich stieg die Zahl an Todesfällen am Arbeitsplatz in den letzten Jahren infolge der Privatisierungspolitik der AKP stark an. Allein dieses Jahr verunglückten bereits über 1 400 ArbeiterInnen. Derartige tödliche Unfälle, die oft auf Baustellen, in Gruben oder auf dem Weg zum Arbeitsplatz stattfinden, betreffen zu 15 Prozent Personen unter 27 Jahren und zu 3 Prozent sogar Minderjährige. Viele Jugendliche arbeiten außerdem im Einzelhandel, insbesondere in den riesigen Einkaufszentren, die größtenteils zu Zeiten der AKP errichtet worden sind. Rund ein Drittel der jugendlichen Beschäftigten werden dort unter dem Mindestlohn bezahlt und sind zudem nicht einmal versichert. Auch ist das Maß an Kinderarbeit von rund 6 000 Minderjährigen in türkischen Betrieben im Jahr 1999, auf über 8 000 im Jahr 2012 angestiegen. Mit durschnittlich 54 Wochenstunden ist ihnen der Besuch von Schulen nicht möglich, teilweise erhalten die Kinder am Arbeitsplatz nicht einmal Nahrung. Den vielen syrischen Jugendlichen die aufgrund des Krieges in ihrem Land, in die Türkei geflüchtet sind, geht es diesbezüglich noch schlechter. Das türkische Amt für Arbeit geht derzeit von rund 2 500 syrischen Kinderarbeitern aus, die in der Regel bis zu 12 Stunden am Tag arbeiten und meist nicht mehr als 100 Lira pro Woche verdienen, was einem Wert von ungefähr 30 Euro entspricht.

Auch Studierende haben keine rosige Zulunft

Neben der Arbeiterjugend haben auch junge Akademiker in der Türkei wenig Perspektiven. Nicht selten müssen StudentInnen nach ihrem erfolgreichen Abschluss auf alternative Jobs umspringen oder schlichtweg warten, da die Kontingente, die zur Verfügung gestellt werden nicht aussreichen. So kann es passieren, dass ein Medizinstudent letzten Endes als Polizist endet oder junge Lehrerinnen bis zu drei oder vier Jahre auf eine Stelle warten müssen. Zusätzlich zu dieser Perspektivlosigkeit findet auch schon seit Jahren eine ideologische Umgestaltung des gesamten Bildungssystems statt. Die AKP schuf mit dem verstärkten Bau und der Förderung von privaten Religionsschulen ein Parallelsystem zu den staatlichen Bildungseinrichtungen. Begleitet wird dies von Reformplänen, die darauf abzielen die Schullaufbahn in verschiedene, teilweise sogar optionale Bereiche aufzuteilen, ein Schritt der dazu dienen soll nicht nur die Rolle der Religionsschulen zu stärken, sondern auch allgemein die durchschnittliche Anzahl an Schuljahren zu verringern. Zielstellung war und ist es, bereits Kinder entsprechend zu indoktrinieren und auf eine islamistische und nationalistische Linie zu bringen sowie außerdem Bildung an sich, zunehmend an neoliberale Verhältnisse anzupassen. An den regulären Universitäten treten AnhängerInnen Erdogans verstärkt aggressiv auf, politische Veranstaltungen von linken StudentInnen werden gestört oder bedroht. Jeder Jugendliche, der einer religiösen oder nationalen Minderheit angehört, gilt als potenzieller Verräter. Mit den aktuell unternommenen Maßnahmen der Regierung wird sich sowohl der Umbau des Bildungssystem als auch das politische Klima an den Schulen und Universitäten verschärfen.

Erdogans Unterstützer

Die deutsche Bundesregierung zeigt sich „besorgt“ über die aktuellen Ereignisse, zuvor stand sie fest an der Seite Erdogans und unterstützte den türkischen Staat finanziell und mit Waffen. Wenn die Jugendlichen in der Türkei für ihre Rechte und gegen den Staatsumbau kämpfen, dann gilt ihnen nicht nur unsere symbolische Solidarität, sondern es ist an uns die deutsche Regierung für ihre Kooperation mit dem AKP-Regime anzugreifen und die Interessen, die dahinter stehen, aufzuzeigen.

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"Angriff auf die Jugend", UZ vom 26. August 2016



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