Der aus den USA nach Europa importierte „Black Friday“ am letzten Freitag im November lässt die Kassen von Onlinehändlern klingeln. Insbesondere der Megakonzern Amazon, ohnehin einer der größten Profiteure der Pandemie, setzt auf neue Rekordgewinne an diesem Tag, an dem sich nicht nur online unzählige Händler mit Sonderangeboten und Rabattschlachten überbieten. Doch diesmal wollen Menschenrechtsorganisationen und Gewerkschaften grenzübergreifend auf die Machenschaften des Multis aufmerksam machen. Unter dem Motto „Make Amazon Pay“ (Lasst Amazon zahlen) haben unter anderem die internationalen Gewerkschaften IndustriALL und UNI Global Union – denen aus Deutschland die IG Metall beziehungsweise ver.di angehören – zu einem Aktionstag am 27. November aufgerufen.
„Die Pandemie hat aufgezeigt, wie Amazon Profite über die Arbeiter, die Gesellschaft und unseren Planeten stellt“, heißt es etwa im Aufruf von IndustriALL. „Amazon nimmt zu viel und gibt zu wenig zurück. Es ist an der Zeit, Amazon zahlen zu lassen.“ Amnesty International ruft dazu auf, E-Mails an Amazon-Boss Jeff Bezos zu schicken. Und auch ver.di will den Druck auf Amazon aufrechterhalten. „Nutzen wir die nächsten Wochen, den ‚Black Friday‘ und das Weihnachtsgeschäft, um unsere Forderungen zu bekräftigen“, heißt es in einem aktuellen Flugblatt der Gewerkschaft, die bereits seit rund acht Jahren auch immer wieder mit Streiks für den Abschluss von Tarifverträgen bei Amazon kämpft. Diese seien gerade jetzt besonders wichtig, weil „der Schutz der Gesundheit nicht vom guten Willen von Managern und Schichtleitern abhängig sei, sondern zuverlässig und verbindlich geregelt werden“ müsse, wie es in dem auch in englischer Sprache verbreiteten Flugblatt heißt.
In Frankreich hat der Druck der Gewerkschaften bereits spürbare Folgen gezeigt. Dort hatten CGT und SUD Mitte November zu Streiks bei Amazon aufgerufen. Auslöser war die Forderung des Konzerns an die Beschäftigten, trotz der in Frankreich herrschenden Ausgangsbeschränkungen auch am Samstag am Arbeitsplatz zu erscheinen. Nachdem immer mehr Händler sich auch noch Boykottaufrufen gegen den Multi angeschlossen hatten, kündigte Amazon an, den „Black Friday“ in Frankreich auf Dezember zu verschieben. Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo hatte bereits Anfang des Monats zum Boykott des Konzerns aufgerufen, um den lokalen Handel zu unterstützen. Dem folgte nun auch ihre Amtskollegin in Barcelona, Ada Colau. Bei der Übergabe eines Handelspreises begründete sie das damit, dass Amazon und andere große Plattformen nicht nur keine Steuern zahlen, sondern auch nichts zur Entwicklung der Städte beitragen: „Gehen wir in die Geschäfte, Bars und Restaurants, die uns so viel gegeben haben!“
Der internationale Kampf gegen den Multi Amazon wird voraussichtlich auch im Zentrum der Podiumsdiskussion der 26. Rosa-Luxemburg-Konferenz der Tageszeitung „junge Welt“ stehen. Kolleginnen und Kollegen aus verschiedenen Ländern werden sich am 9. Januar um 18 Uhr online über ihre Erfahrungen im Kampf gegen den Krisengewinnler austauschen. Corona-bedingt wird die RLK komplett im Livestream ablaufen. Die Teilnahme ist kostenlos. „jW“ bittet allerdings um den Kauf von Unterstützertickets. Die DKP wird Möglichkeiten bieten, die Konferenz in Berlin gemeinsam zu schauen. Weitere Informationen zum Ablauf der Konferenz: www.jungewelt.de/rlk