Staatlich verordnete Armut durch Agenda 2010, kaum bezahlbarer Wohnraum, monatelanges Warten auf einen Facharzttermin, zu wenig Möglichkeiten wohnortnaher, qualifizierter Kinderbetreuung, fehlende Ausbildungsplätze und BAföG-Anträge, die schon durch ihren schieren Umfang dafür sorgen, dass weniger Anträge gestellt werden, als es Berechtigte gäbe – von diesen Bedingungen ist der Alltag der Menschen in Deutschland geprägt.
Das Leben der Menschen in der BRD ist – wie alles – dem Profit untergeordnet. Warum für einen KiTa-Platz um die Ecke sorgen, wenn die Berufstätige auch trotz eines Wegs von einer halben Stunde pünktlich bei der Arbeit erscheint oder Mütter mit Teilzeitjobs, Kindern und Haushalt jonglieren können? Warum vernünftige Verkehrskonzepte planen, wenn man auch durch den Berufsverkehr zur Arbeit kommt?
Wie kann das Leben, der Alltag, aussehen, wenn nicht der Profit, sondern die Bedürfnisse der Menschen im Vordergrund stehen?
In der DDR waren 92 Prozent der Frauen erwerbstätig. Sie konnten es sein, weil es betriebliche Kinderbetreuung gab, Wäschereien, in denen auf dem Weg zur Arbeit die Wäsche abgegeben werden konnte und, falls alle Stricke rissen, auch mal einen „Haushaltstag“ frei genommen werden konnte – ohne damit den Jahresurlaub zu verkürzen. In einem einheitlichen Bildungswesen lernten Kinder von der Krippe bis zur Berufsausbildung und dem Studium, die Erziehung der Kinder war gesellschaftliche Aufgabe, nicht privates Problem.
Die in der BRD oft verlachten Plattenbauten lösten nicht nur die dringenden Probleme des Wohnraums, sondern folgten einem Konzept, das die Siedlungen (anders als Hochhaus-Ghettos im Westen) zu tatsächlichen Lebensräumen machten. Zentral dabei war, dass es in Plattenbaubezirken Sozialeinrichtungen wie Kindergärten, Jugendclubs, die HO-Gaststätte und Einkaufsmöglichkeiten gab – für die Bewohner zu Fuß bequem erreichbar.
Kulturelle Teilhabe – in der heutigen BRD für viele nicht mehr zu bezahlen – war wesentliches Merkmal des Alltagslebens in der DDR. Staatlich subventionierte Bücher, Theater und Opernhäuser gehörten dazu genauso wie Kulturhäuser in Wohnbezirken, Betriebssportvereine und die „Woche des Buches“.
Mehr-Klassen-Medizin, in der der eine sofort dran kommt und der andere Monate wartet, gab es in der DDR nicht. Mit einem System von Polikliniken, in denen die unterschiedlichen Ärzte und Fachärzte gebündelt waren, stand der Bevölkerung medizinische Versorgung verschiedener Fachrichtung zur ambulanten Behandlung zur Verfügung.