Die weitgehende Einbindung der Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung in den Kriegskurs nach innen und außen ist ein strategischer Vorteil und eine Machtstütze für das deutsche Großkapital. Dass diese Einbindung verloren gehen könnte, ist die Achillesferse des Monopolkapitals. Deswegen kann der Kampf um das Zurückdrängen der Einbindung auch gar nicht einfach sein – er ist langwierig, es gibt Rückschläge, er besteht vor allem aus Kleinarbeit und die muss in den Gewerkschaften, als den wichtigsten Organisationen der Interessenvertretung, erfolgen.
Wir erleben Momente der Frustration, wenn gewerkschaftliche Ordner versuchen, die Solidarität mit dem palästinensischen Volk zu unterbinden. Andernorts wird ein angeblicher Konsens bemüht, dass die Mai-Demonstrationen sich auf ökonomische Fragen des Kampfes reduzieren sollen.
In Essen, meiner Heimatstadt, gab es eine Demonstration, die kämpferisch war. Wir konnten unsere Solidarität mit Palästina deutlich machen. Danach folgte eine Kundgebung mit einem (angeblich) „neuen“ Konzept. Inhaltlich tatsächlich neu war, dass der CDU-Oberbürgermeister in einer „Podiumsdiskussion“ und unter starkem Beifall ausführlich dazu aufrufen konnte, dass man doch bei den EU-Wahlen die „Parteien der Mitte“ wählen soll – also die Kriegstreiberparteien. Da wurde einem als Gewerkschafter und Kommunist schon übel – ausgerechnet am Kampftag der Arbeiterklasse.
Trotzdem ist und bleibt die Arbeit in und mit den Gewerkschaften alternativlos – anders kann die Herauslösung der Arbeiterklasse aus der derzeitigen Integration in den Kurs der Herrschenden nicht gelingen. Hier zu resignieren, die Gewerkschaft gar zu verlassen, das ist unter dem Strich ein Stück Resignation im Klassenkampf.
Es ist doch wenig verwunderlich, dass das herrschende Monopolkapital sehr viel Kraft aufwendet – und leider auch innerhalb der Arbeiterklasse Verbündete findet –, um die Gewerkschaften zu entpolitisieren und sie gleichzeitig zur Unterstützung von Krieg, Aufrüstung, Waffenlieferungen zu gewinnen. Das Monopolkapital wäre ja geradezu machtunwillig, wenn es die Gewerkschaften den klassenkämpferischen Teilen der Arbeiterklasse überließe.
Die Kehrseite: Wir dürfen die Gewerkschaften nicht der Integration des Monopolkapitals überlassen – deswegen: Hinein in die DGB-Gewerkschaften.