Whistleblower deckt Lügen der OPCW über Giftgaseinsatz in Syrien auf

Alles Lüge

Von Manfred Ziegler

Am 7. April 2018 stand die syrische Armee vor den Toren der Stadt Duma in der Nähe von Damaskus und überrannte in den folgenden Stunden die Stellungen der Dschihadisten. Noch in der Nacht ließen diese die Bombe platzen: Die syrische Armee habe chemische Kampfstoffe eingesetzt, Dutzende Menschen seien getötet worden. Für die USA, Frankreich und Großbritannien reichte allein die Behauptung, um Syrien eine Woche danach zu bombardieren. Die Diskussionen um den Vorfall dauern bis heute an.

Nach dem angeblichen Chemiewaffeneinsatz in Duma gab es eine Untersuchung durch die „Organisation für das Verbot chemischer Waffen“ (OPCW). Sie kam zu dem Schluss: Es wurde mittels zweier Behälter, die aus der Luft abgeworfen wurden, Chlorgas eingesetzt. Jetzt stellt sich heraus: Alles Lüge.

Von Anfang an gab es gut begründete Zweifel an der Behauptung vom Giftgasangriff. Die syrische Armee und russische Militärpolizei waren innerhalb von Stunden am Ort des Geschehens und fanden keine Spuren eines Giftgasangriffs. Der erfahrene britische Journalist Robert Fisk sprach mit Einwohnern von Duma und kam zum gleichen Ergebnis. Zeugen sprachen von einer Inszenierung durch die „Weißhelme“.

Auf Einladung der syrischen Regierung kam eine Expertengruppe der OPCW nach Duma, um die Situation vor Ort zu untersuchen. In ihrem Abschlussbericht hieß es, die Schäden an Gebäuden und den beiden Behältern, die Chlorgas enthalten haben sollten, passen zu der Erklärung, dass die Behälter aus der Luft abgeworfen wurden. Da die Dschihadisten über keine Luftwaffe verfügen, stand damit das Urteil fest: Es war „Assad“.

Peter Hitchen ist ein konservativer britischer Journalist und schreibt für die „Mail on Sunday“. Er äußerte Zweifel an dieser Darstellung und zitierte schon am 9. März 2019, also kurz nach Veröffentlichung des OPCW-Berichtes, einen Experten, der unumwunden erklärte, die Darstellung der OPCW könne nicht richtig sein.

Tatsächlich wusste das auch die OPCW. Entgegen ihrer Behauptung, die beiden Behälter seien aus der Luft abgeworfen worden, stellte ein technischer Bericht der OPCW selbst klar: „Es ist wahrscheinlicher, dass die beiden Behälter manuell an ihrem Fundort platziert wurden.“ Der Bericht mit dem Titel „Technische Beurteilung von zwei Zylindern beim Vorfall in Duma“ wurde von einem Whistleblower aufgedeckt. Die OPCW bestreitet seine Echtheit keineswegs. Sie will jetzt eine Untersuchung beginnen – wie dieser vertrauliche Bericht veröffentlicht werden konnte.

Es ist offensichtlich, dass die OPCW die Untersuchung manipuliert hat. Von weiteren Ungereimtheiten abgesehen: die Zeugenaussagen, die von einer Inszenierung sprachen, wurden ignoriert. Der technische Bericht, der von der manuellen Platzierung der Behälter sprach, wurde ignoriert – in Wirklichkeit war das Ergebnis der Untersuchung politisch gewollt und stand von vornherein fest. Es stand fest, seit die USA und ihre Verbündeten im April 2018 Syrien angegriffen hatten.

Die OPCW ist keine unabhängige Institution, sondern folgt, wie jetzt deutlich wird, politischen Interessen. Ein besonders trauriges Bild geben die sogenannten Qualitätsmedien ab. Von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen herrscht absolute Funkstille, kein Wort über den geleakten Bericht. Nichts darf publik werden, was das herrschende Bild in Frage stellt.

Die Dschihadisten ließen die Bombe platzen, die sie selbst installiert hatten. Das Schweigen der Medien darüber bestärkt die Dschihadisten, es zum wiederholten Mal zu tun – in Idlib.

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"Alles Lüge", UZ vom 31. Mai 2019



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