Die Geschäftsleitung der Baumarktkette OBI hatte am 23. Juni angekündigt, den Betrieb, in der Augsburger Niederlassung einzustellen. Diese Pläne scheinen nun vom Tisch zu sein. „Das Zurückrudern der Geschäftsführung geschieht maßgeblich aufgrund des Drucks, den ver.di zusammen mit dem Gesamtbetriebsrat und dem Augsburger Betriebsrat auf OBI aufgebaut hat“, schätzt ver.di Augsburg ein. In einer Erklärung der Gewerkschaft heißt es weiter:
„Um die Betriebsräte sowie den Gesamtbetriebsrat, dessen Stellvertreterin in Augsburg arbeitet, zu schwächen und sich tarifgebundener Beschäftigter zu entledigen, wollte OBI zum 1.7.2016 den Verkauf in Augsburg einstellen. Nachdem der Betriebsrat am Arbeitsgericht Augsburg eine einstweilige Verfügung gegen diese Maßnahme beantragt hatte, sowie dank des großen öffentlichen Drucks, rudert OBI jetzt jedoch zurück und stellt den Verkauf vorerst nicht ein.“
‚Für das Verhalten von OBI gibt es kaum Worte. Es macht uns fassungslos, wenn derart mit der Zukunft der Beschäftigten gespielt wird. Ein solch verantwortungsloses Management sucht seinesgleichen“, so Thomas Gürlebeck, zuständiger ver.di-Sekretär in Augsburg.
Am 14. Juli reagierte auch der Gesamtbetriebsrat (GBR) der OBI Hannover GmbH gemeinsam mit der Gewerkschaft ver.di. In einer Resolution an Karl-Erivan Haub und seine Geschäftsführer appellieren sie, „sich seiner sozialen und gesellschaftlichen Verantwortung bewusst zu werden und die konstruktive Zusammenarbeit mit den Gremien der Arbeitnehmervertretungen wieder aufzunehmen.“ Haub ist Chef von Tengelmann und hält 74 Prozent der Anteile von OBI.
Das Vorgehen von OBI in Augsburg ist offensichtlich kein Einzelfall. „Allein in den letzten 12 Monaten haben Betriebsräte in der Region und der Gesamtbetriebsrat der OBI Hannover GmbH in sechs Monaten über Arbeitsgerichte ihre Mittbestimmungsrechte durchsetzen müssen. Das kostet den Arbeitgeber richtig Geld, denn: bei Fragen von Prämienzahlungen oder Leistungs- und Verhaltenskontrollen sieht das Betriebsverfassungsgesetz eindeutig eine Mitbestimmung des Betriebsrats vor, die OBI aber regelmäßig missachtet.“ Lutz Eberstein, Betriebsrat bei OBI in Laatzen kommt zu dem Schluss: Es geht dem Unternehmen darum, uns Betriebsräte beschäftigt zu halten und mürbe zu machen.“
Nach Einschätzung von ver.di werden die OBI-Beschäftigten von der Geschäftsleitung wenig wertgeschätzt: „Sie bekommen deutlich weniger Geld und arbeiten unter schlechteren Bedingungen, als der ihnen zustehende Tarifvertrag Einzelhandel vorsieht.“
Eine kürzlich von ver.di durchgeführte Mitarbeiterbefragung in Linden, Laatzen und Bückeburg offenbarte, dass mehr als 90 Prozent der Befragten die Arbeitssituation am Arbeitsplatz belastender empfindet. Dabei sehen die Beschäftigten das größte Problem im Personalmangel bei OBI.
„Repräsentativ ist diese Umfrage nicht, aber wir wollten der gefühlten schlechten Stimmung mit der Umfrage Ausdruck verleihen und werden aus diesen alarmierenden Ergebnissen Aufträge für unsere Gewerkschaft und die Betriebsräte ableiten“, so Katja Hill, für den Einzelhandel zuständige Sekretärin von ver.di in Hannover. Und es gibt ein weiters Problem: OBI verhandelt nicht mit der Gewerkschaft über einen Tarifvertrag.