„Als erste gefeuert“: das trifft bei sinkender Auslastung zuerst die Leiharbeiter, wie zurzeit bei Volkswagen in Osnabrück, aber auch die Beschäftigten von Zulieferern und Dienstleistern. Die Entlassung von 111 Arbeitern bei SD Automotive in Georgsmarienhütte, mehr als einem Fünftel der dort Arbeitenden, ist das letzte Beispiel dafür im Osnabrücker Land.
Als „Hauptursache“ benennt SD-Geschäftsführer Markus Dröge: „Seit 2016 wird bei den großen europäischen Konzernen vornehmlich die Entwicklung selbst beziehungsweise intern umgesetzt“ (Neue Osnabrücker Zeitung, 28.10.2017). Das gilt in der „Dieselkrise“ gerade auch bei Volkswagen.
Viele ehemalige Beschäftigte des Autobauers Karmann haben bei SD Automotive eine neue Anstellung gefunden – zu wesentlich schlechteren Bedingungen. Den Kündigungstermin kurz vor Weihnachten kennen sie bereits, auch Karmann hatte in dieser Beziehung keine Hemmungen.
Die Beschäftigten von SD Automotive haben sich keinen Betriebsrat gewählt. Manche meinten, es geht auch ohne, andere ließen sich von den Drohungen der Geschäftsführung einschüchtern. Sie hörten auf ihren Chef und haben jetzt keine eigene Interessenvertretung.
Mit Betriebsrat „hätte der Arbeitgeber SD in diesem Fall über einen Interessenausgleich und Sozialplan verhandeln müssen. So hat die Geschäftsführung offensichtlich alles alleine bewertet und entschieden“, so der Osnabrücker IG Metall-Bevollmächtigte Stephan Soldanski in der „Neuen Osnabrücker Zeitung“.
SD-Geschäftsführer Dröge äußert die Überzeugung, dass mit den Entlassungen „die Zukunft für das Gesamtunternehmen gesichert wird“. Er sei „sicher, dass wir im kommenden Jahr eine Perspektive haben, dass es wieder aufwärtsgeht“.
Alles wird gut – darauf können die restlichen Beschäftigten jetzt vertrauen und damit weiter auf ihren Chef hören. Sie können aber auch den ersten Schritt zu einer eigenen Interessenvertretung gehen, sich in der IG Metall organisieren und die Gründung eines Betriebsrates einleiten. Diese Entscheidung kann ihnen niemand abnehmen.