US-amerikanische Provokationen haben eine lange Tradition

Aggressive Manöver

Von Uli Brockmeyer

Der Parteitag der kubanischen Kommunisten erinnerte an eine Reihe gefährlicher Versuche der USA, den Aufbau des Sozialismus in der westlichen Hemisphäre mit politischen, wirtschaftlichen, geheimdienstlichen und militärischen Mitteln zu verhindern. Eine der ersten derartigen Aktionen war die Invasion an der Küste von Playa Girón vor genau 55 Jahren, die innerhalb von weniger als drei Tagen zurückgeschlagen werden konnte. In diesem Zusammenhang kann man nicht oft genug darauf hinweisen, dass der als „Schweinebucht“ bekannte Uferstreifen diesen Namen schon trug, bevor die von der CIA bezahlten, ausgebildeten und ausgerüsteten Söldner dort kubanischen Boden zu besetzen versuchten.

Zum langfristigen Schutz wandte sich die kubanische Führung damals mit der Bitte um Unterstützung an die Sowjetunion. Daraufhin wurde entschieden, Abwehrraketen auf Kuba zu stationieren. Sowjetische Raketen auf Kuba, mit sowjetischen Militäreinheiten zu deren Bedienung, 90 Meilen von der Küste der USA entfernt, führten jedoch zu einer ernsthaften politischen Krise. Nach Meinung führender Politiker und Militärs der USA und der NATO stand die Welt im Oktober 1962 vor einem neuen Weltkrieg. Einige von ihnen zogen sogar ernsthaft den Einsatz von Atomwaffen gegen Kuba in Erwägung. Nur in langwierigen Verhandlungen konnte eine Lösung gefunden werden.

Die Raketen wurden abgezogen, jedoch die Folgen der feindseligen Haltung der USA gegen Kuba – vor allem die damals von Präsident Kennedy verhängte Blockade – sind bis heute spürbar. Auch darüber hinaus haben die Politiker und Militärs der USA und der NATO ihre aggressive Strategie beibehalten und weiter ausgebaut. Nach der Zerschlagung der sozialistischen Gesellschaftssysteme in der Sowjetunion und in den Ländern Europas wurden die Grenzen des westlichen Kriegsbündnisses immer weiter nach Osten ausgedehnt. Die NATO steht heute unmittelbar an der Grenze Russlands, in unmittelbarer Reichweite wichtiger Städte und Wirtschaftszentren. In diesen Tagen beginnt ein neues Manöver der NATO – quasi in Sichtweite der russischen Grenze.

Und direkt vor den Grenzen Russlands starten die USA immer neue Provokationen. Erst in der vergangenen Woche wurde ein Spionageflugzeug der USA über der Ostsee abgefangen, das sich mit hoher Geschwindigkeit in Richtung Russland bewegte. Nachdem russische Kampfpiloten das Flugzeug identifiziert und die gegnerische Besatzung auf sich aufmerksam gemacht hatten, drehte der Spion bei.

Jedoch: Statt sich für das ungebührliche Verhalten zu entschuldigen oder zumindest Stillschweigen über den Vorfall zu bewahren, lamentiert das USA-Kriegsministerium über ein angeblich „aggressives Verhalten“ der russischen Flieger. Und erinnert obendrein daran, dass erst wenige Tage zuvor ebenfalls in der Ostsee ein Kriegsschiff der USA durch russische Kampfflugzeuge auf seiner Fahrt in Richtung Russland „gestört“ worden war. Ähnliches passierte in der letzten Zeit auch im Schwarzen Meer. Die Russen hätten „aggressive Manöver“ geflogen und sich „unprofessionell“ verhalten, klagten nun USA-Militärs. Außenminister Kerry erdreistete sich sogar, laut darüber nachzudenken, dass man den russischen Flieger auch hätte abschießen können …

Vielleicht sollten die Herren in Washington mal wieder einen Grundkurs in Geographie belegen. Da könnten sie lernen, dass Russland ein Anliegerstaat der Ostsee und des Schwarzen Meeres ist, während sich die Küsten der USA – weit mehr als 90 Meilen entfernt – an ganz anderen Meeren befinden.

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"Aggressive Manöver", UZ vom 22. April 2016



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