KGB-Spione sind die Helden der Serie „The Americans“

Agenten im Vorort-Idyll

Von Ellen Beeftink

Elizabeth und Philip Jennings führen Anfang der 1980er Jahre ein beschauliches Leben in einem idyllischen Vorort von Washington DC. Zwei Kinder im Alter von 11 und 13 Jahren, gemütliches Heim, gute Jobs, gehobener Mittelstand. Sie sind Schläfer. Bestens ausgebildete KGB-Agenten mit entsprechender Legende. Stan Beeman, der neue Nachbar mit ebenfalls klassischer Kleinfamilie, ist FBI-Agent. Sein Auftrag: die Enttarnung russischer Schläfer. Die Jennings bringen selbstgebackene Brownies als Willkommensgruß.

„The Americans“, eine Serie des US-amerikanischen Kabelsenders FX, zeichnet ein Sittenbild der amerikanischen Gesellschaft in der Spätphase des „Kalten Krieges“. Die Stimmung ist aufgeheizt, Reagan ruft das „Reich des Bösen“ aus und treibt den Kalten Krieg immer weiter an. Die UdSSR wird durch den geplanten satellitengestützten Raketen-Abwehrschirm ernsthaft bedroht, braucht dringend Informationen dazu. Ein Job für Eli­zabeth und Philip. Ihre Strategie: im Spionagekrieg die Gegenseite nicht unbedingt ins Jenseits, dafür aber ins Bett zu befördern. Sie nutzen Quellen, in Ministerien, Forschungseinrichtungen, beim FBI. Es gibt einen Freund aus Uni-Zeiten, Black-Panther Mitglied, der von ihrem Doppelleben weiß, auf ihrer Seite steht, Aufträge erledigt. Sie arbeiten hochprofessionell, nicht anders als ihre US-Pendants oder „James Bond“, sind nicht schlechter aber auch nicht besser. Weder methodisch noch moralisch.

Spannend ist „The Americans“ durch die Widersprüche, in denen die beiden Hauptpersonen sich zu verheddern drohen. Hier das Leben einer durchschnittlichen amerikanischen Kleinfamilie, die Verlockung des „american way of live“, dem Philip zu erliegen droht und die sich entwickelnden Gefühle für einander. Dort die immer gefährlicheren Jobs, die Nervosität beider Geheimdienste und Beeman, der ihnen näher kommt. Loyalität, Vertrauen, Liebe. Das sind die Eckpunkte dieser Spionage- und Liebesgeschichte, die besonders die beiden Hauptdarsteller Keri Russell und Matthew Rhys facettenreich vermitteln.

Das Drehbuch schrieb der ehemalige CIA-Agent Joe Weisberg nach einem wahren Fall. Erstaunlich ist der Umgang mit ihrem Sujet. Hier wird kein Russenbashing betrieben. Die Spione hüben wie drüben sind skrupellos, aber auch verletzlich. Allerdings startete die Serie in den USA schon 2013, die Eskalation in der Ukraine war noch nicht weit gediehen. Die letzten Staffeln sind 2016 abgedreht worden. Mal sehen wie es weitergeht.

Zur Zeit nur auf DVD (5 Staffeln) oder bei Netflix (2 Staffeln)

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"Agenten im Vorort-Idyll", UZ vom 14. April 2017



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