Der Streik von ca. 8 000 VW-Beschäftigten in der Slowakei für 16 Prozent (später 13,9 Prozent) höhere Einkommen führte laut VW-Konzern nun zu einer Lohnerhöhung von 13,5 Prozent mit einer Laufzeit bis August 2019 plus einer Einmalzahlung von 500 Euro (4,7 Prozent plus 4,7 Prozent ab Januar 2018 und 4,1 Prozent ab November 2018). Hinzu kommt eine Einmalzahlung von 500 Euro. Die Betriebsgewerkschaft „Moderné Odbory Volkswagen“ (MOV), die zum Streik aufgerufen hatte, gibt auf ihrer Facebookseite sogar eine „Tariferhöhung von 14,12 Prozent schrittweise bis November 2018, plus 500 Euro zur Lohnzahlung im Juni“ an.
Das Ergebnis wurde letzten Sonntagabend bekannt gegeben, der Streik hatte am Dienstag zuvor begonnen. Die Produktion der Luxuswagen VW Touareg und Audi Q7, sowie die Karosserien des Porsche Cayenne stand still. Am zweiten Streiktag berichtete „Der Standard“, dass lediglich 43 Autos des Typs „New Small Family“ gefertigt worden seien – im regulären Betrieb liefen täglich mehr als 1 400 Autos vom Band. Es war der erste Streik bei VW in der Slowakei seit der Übernahme von Skoda 1991, und der erste in einem großen Automobilwerk in der Slowakei überhaupt.
Der Konzern ist das größte private Unternehmen der Slowakei. Im Vorjahr produzierten die 13 200 Beschäftigten 388 687 Autos, erarbeiteten einen Umsatz von 7,6 Mrd. Euro und einen Gewinn vor Steuern von 234,1 Mio. Euro. Laut VW ist das Werk in Bratislava der einzige Produktionsstandort in der Automobilindustrie, an dem fünf Marken unter einem Dach gefertigt würden. Mehr als 99 Prozent der produzierten Fahrzeuge würden in 148 Länder exportiert.
Nach Gewerkschaftsangaben verdienen die VW-Beschäftigten im Schnitt 1 800 Euro im Monat einschließlich Boni. Das sei zwar das Doppelte des Durchschnittseinkommens in der Slowakei, „im Vergleich zu den anderen Werken des Konzerns gehören unsere Löhne zu den niedrigsten“ argumentiert Gewerkschaftschef Zaroslav Smolinsky von der MOV, die sich im vergangenen Herbst von der Gewerkschaft OZ KOVO, die mit der IG Metall zusammenarbeitet, getrennt hatte.
In der Slowakei mit 5,4 Millionen Einwohnern werden mehr als eine Million Autos produziert. Auf eine derartige Quote kommt kein anderes Land. Bemerkenswert ist auch, dass der Streik von der Regierung unterstützt wurde: „Warum sollte ein Unternehmen, das die hochwertigsten und luxuriösesten Autos mit einer hohen Arbeitsproduktivität baut, seinen slowakischen Arbeitern die Hälfte oder ein Drittel dessen zahlen, was es den gleichen Mitarbeitern in Westeuropa zahlt?“ fragte Ministerpräsident Robert Fico. Völlig anders dagegen die Sicht des Präsidenten des slowakischen Automobilverbandes (ZAP), Juraj Sinay. Er drohte: „Die Slowakei galt bislang als stabiler Wirtschaftsstandort. Mit dem Streik werden die Unternehmen künftig sorgfältiger überlegen, ob sie weiter in die Slowakei investieren.“ Im Land hingen über 60000 Arbeitsplätze direkt und indirekt an der Autoindustrie, so Sinay.
„Es sind vor allem niedrige Lohnkosten und die pragmatischen Arbeitnehmervertretungen“, die Automobilkonzerne in die Slowakei lockten, bestätigte das „Handelsblatt“ und schätzte den Streik als eine „heikle Angelegenheit“ für VW ein. Der Streik werde in Tschechien und Ungarn von den VW-Töchtern „mit Argusaugen beobachtet“. Wegen des Wirtschaftsbooms seien Fachkräfte schon länger rar und angesichts des fast schon leeren Arbeitsmarktes werden sie teurer. Das Handelsblatt empfahl VW „schleunigst eine stabile Lösung in der Slowakei, damit kein Flächenbrand in den Standorten in Osteuropa“ ausbreche.