Erfahrungen vom Seminar „Grundlagen kommunistischer Politik“ an der Karl-Liebknecht-Schule

96 Stunden

Von Martin Zielke

Grundlagen kommunistischer Politik

Die beiden viertägigen Seminare sind Einführungsseminare im besten Sinne des Wortes. Geeignet nicht nur für neue Mitglieder.

Das Seminar beschäftigt sich mit Grundlagen der

  • Marxistischen Philosophie
  • Politischen Ökonomie
  • der Lehre vom Klassenkampf

Warum wir uns mit dieser Theorie beschäftigen und wie wir es in organisierte Politik umsetzen.

Referenten: Mark Hadyniak, Percy Pflüger, Richard Höhmann

Termine: 10.5.–13.5. sowie 1.11–4.11

Karl-Liebknecht-Schule der DKP

Am Stadtpark 68

51373 Leverkusen Tel: 0214/45418

kls.dkp.de

Warum steigen zwei 23-jährige Leipziger an einem sonnigen Mittwochnachmittag in einen Bus und fahren acht Stunden lang nach Leverkusen? Erstens, weil genau in dieser Stadt die Karl-Liebknecht-Schule der DKP steht. Und zweitens, weil genau diese beiden die Unterstützung der Genossen ihrer Ortsgruppe haben.

Mittwoch, der Bus kommt an. Einstieg, Sitzfleischtraining, Ausstieg. Nachdem wir durch die Eingangstür schritten, vergaßen wir Schul- und Alltagsstress, Termine und Rechnungen. Vier Tage lang konnten wir uns voll und ganz der Politik widmen. Selbstverständlich – und für uns beide sehr wichtig – fand sich eine große Menge Bücher im Haus.

Zum Inhalt: Gleich am nächsten Tag starteten wir mit Fragen der Philosophie. „Mehr als je seit seinem Eintritt in die Geschichte ist heute für das Proletariat ‚Selbstverständigung‘ durch Wissen Schwert und Licht zugleich auf seinem revolutionären Wege“. Mit diesen Worten von Hermann Duncker läutete der Seminarleiter die Schulung ein. „Warum sollen wir uns überhaupt mit Philosophie beschäftigen?“ war die Grundfrage des ersten (Neun-Stunden-) Tages. Dauerte jeder unserer „Arbeitstage“ neun Stunden? Ja. Hätten sie auch länger dauern können? Ja.

Am zweiten Tag widmeten wir uns der Politischen Ökonomie. Schwerpunkte waren dabei die (u. a. ursprüngliche) Akkumulation des Kapitals, seine Zirkulation bis zur Entstehung eines Mehrwertes, Lenins Imperialismustheorie, die Rolle von Monopolen etc. Herausgreifen möchte ich dabei das Vorwort zur „Kritik der politischen Ökonomie“ von Karl Marx: Wie viel Gedankenschärfe und Sprachgewalt stecken bereits in diesen wenigen Worten? Der vorletzte Tag stellte den wissenschaftlichen Sozialismus in den Mittelpunkt, die Rolle des Klassenkampfes und dessen historische Entwicklung. Dazu lasen und diskutierten wir Texte von Reinhard Opitz und Hans Heinz Holz.

Man hatte sich schnell in einen gewissen Rhythmus eingelebt. Halb 9 Frühstück (der Kaffee war – welch‘ Genuss – bereits gebraut). Schulbeginn. Kleine Pausen, ein neuer Kaffee. Zwischendurch Mittagessen, Kaffee, bis zum Abend. Danach aber gingen die Diskussionen und Gespräche erst richtig los. Erfahrungen der alltäglichen politischen Kleinarbeit wie die Mitteilungsblätter der Ortsgruppen und das Sammeln der Unterstützungsunterschriften für den Bundestagswahlkampf waren immer wieder Thema, aber auch „Gott und die Welt“ kamen nicht zu kurz. Dazu gab es die Möglichkeit, Filme zu schauen. Oder sich eine Partie Tischtennis zu gönnen. Wir Leipziger haben die Gelegenheit ergriffen, einer eigenen kleinen Tradition nachzugehen: jede neue Stadt und ihre Umgebung wird nach kulturellen Besonderheiten durchforstet. In diesem Fall führte uns der Weg zum Rhein, der von der Schule aus schnell zu Fuß zu erreichen ist.

Den Abschluss bildete – mit einem Bogen zu unserer Ausgangsfrage – eine Zusammenfassung unseres erarbeiteten Wissens zu einem in sich geschlossenen Gesamtbild. Im Mittelpunkt stand bis zuletzt die Verwendung dieses theoretischen Schatzes in der Praxis der DKP.

So vergingen 96 Stunden politisches Studium. Wenn Ihr also für ein paar Tage all den Ballast der bürgerlichen Gesellschaft vergessen und euch mit den Grundlagen des wissenschaftlichen Sozialismus vertraut machen wollt: Besucht Seminare in der Karl-Liebknecht-Schule! Sie sind nicht nur Parteimitgliedern, sondern allen am Marxismus-Leninismus orientierten und interessierten Menschen wärmstens zu empfehlen. In unserer Schulungsgruppe gab es eine große Spannweite an Mitgliedsjahren in der DKP, aber sicher wird jeder Teilnehmer bejahen, dass es für alle ein großer Gewinn war.

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"96 Stunden", UZ vom 2. Februar 2018



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