Ergebnisse der ver.di-Arbeitszeitbefragung unter Kita-Beschäftigten

9 von 10 fühlen sich ausgebrannt

Die erstmalig veröffentlichten Detailergebnisse der ver.di-Arbeitszeitbefragung verdeutlichen gravierende Probleme in den Kindertagesstätten: Es gibt in den Kitas derzeit keinerlei Antworten, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Damit werden auch die Ergebnisse der Böckler-Pilot-Studie TEkit bestätigt, die sich auf vier Bundesländer bezogen hatte.

„Wir haben bei den Erzieherinnen und Erziehern die größte Fachkräftelücke aller Einzelberufe. Das ist dramatisch und zeigt, dass hier dringend Maßnahmen erforderlich sind, um der Situation entgegenzuwirken“, betont die stellvertretende ver.di-Vorsitzende Christine Behle. „Die Fachkräftelücke in den Kitas wächst von Jahr zu Jahr. Momentan liegt sie bei über 20.000.“ Behle wies darauf hin, dass in den Kitas überwiegend Frauen beschäftigt sind, die in Teilzeit arbeiten.

Die ver.di-Arbeitszeitbefragung, an der sich bundesweit 12.614 Erzieherinnen und Erzieher beteiligten, verdeutliche die Personalengpässe, erklärt die stellvertretende ver.di-Vorsitzende: 56 Prozent der Beschäftigten berichten von sinkenden Beschäftigtenzahlen in ihren Kitas. Offene Stellen werden aufgrund der Arbeitsmarktlage (66 Prozent) und der schlechten Arbeitsbedingungen (54 Prozent) nicht mehr nachbesetzt.

Dies führt dazu, dass sich 88 Prozent der Beschäftigten nach der Arbeit ausgebrannt und leer fühlen und 85 Prozent sich in ihrer arbeitsfreien Zeit nicht mehr erholen und abschalten können. 41,1 Prozent der Beschäftigten verzichtet aufgrund der Arbeitssituation auf Pausen. Viele Beschäftigte machen regelmäßig Überstunden, um nicht besetzte Stellen auszugleichen und ausgefallene Beschäftigte zu vertreten. Rund 70 Prozent fühlen sich dadurch stark belastet, unabhängig davon, ob sie in Vollzeit oder Teilzeit arbeiten.

„Diese Aussagen machen deutlich, dass es innerhalb des Systems keine Ressourcen gibt, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken“, so Behle. „Wir haben die Teilzeit-Beschäftigten in den Kitas auch danach gefragt, ob sie Möglichkeiten der Aufstockung sehen würden. Dies haben sie aufgrund ihrer derzeitigen Überlastung verneint. Die Belastung in den Kitas ist so hoch, dass fast alle Kolleg*innen sich wünschen, weniger zu arbeiten und ihre Arbeitszeit zu reduzieren.“ Das gelte sowohl für die wöchentliche als auch für die Lebensarbeitszeit. Die meisten befragten Erzieherinnen und Erzieher würden gern ihre Arbeitszeit pro Woche deutlich reduzieren. 78 Prozent begründen dies mit dem Wunsch der Verringerung der Arbeitsbelastung und 33 Prozent mit gesundheitlichen Problemen. Nur 6 Prozent der Beschäftigten gehen davon aus, unter den aktuellen Bedingungen bis zum regulären Renteneintritt arbeiten zu können.

„Die Fachkräftekrise in den Kitas wird sich noch mehr verstärken, wenn die Arbeitsbedingungen nicht unverzüglich verbessert werden“, betont die Gewerkschafterin. Dazu bedürfe es unter anderem zahlreicher Sofortmaßnahmen, die die Erzieherinnen und Erzieher in ihrer täglichen Arbeit entlasten würden, des Weiteren einer Verbesserung der Personalschlüssel und eines Stopps des Abbaus der Qualitätsstandards. ver.di dringt zudem auf Durchführung einen bundesweiten Kita-Gipfels und der Beteiligung des Bundes in einem relevanten Umfang an der Finanzierung.

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