In der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 brannten in ganz Deutschland die Synagogen. SA-Horden zerstörten 7 500 Geschäfte jüdischer Inhaber, Wohnungen und Schulen. 91 Menschen jüdischer Herkunft wurden in dieser Nacht erschlagen, mehr als 20 000 in den folgenden Tagen in Konzentrationslager verschleppt.
Das geschah in der Öffentlichkeit, vor aller Augen. Auch wenn es durchaus vereinzelt Solidarität mit den Drangsalierten, Schutz für Verfolgte gab, offenen Protest gab es nicht. Die meisten schauten weg. Viele Deutsche hatten Angst, andere hatten sich bereits mit dem bestehenden faschistischen Regime arrangiert, fielen auf die massive rassistische und menschenverachtende Propaganda herein oder folgten dem Regime bereits bedingungslos. Noch ahnte die Mehrheit nicht, dass die Pogrome vom 9. und 10. November 1938 Teil der Kriegsvorbereitung waren und Auftakt des späteren Massenmordes an den europäischen Juden, an Sinti und Roma und Millionen anderer Menschen.
Im November 1938 prangerte das Zentralkomitee der KPD in einer Erklärung „Gegen die Schmach der Judenpogrome“ die Verbrecher an und machte auf die Kriegsvorbereitungen aufmerksam.
Die Erinnerung an die damaligen Ereignisse heute wachzuhalten, sich gegen Geschichtsfälschung und Geschichtsrevisionismus, gegen die offizielle These von der „Vergangenheitsbewältigung“ in diesem Staat zu wenden, bleibt – gemeinsam mit anderen Antifaschistinnen und Antifaschisten – weiter unsere Aufgabe. – Angesichts einer Politik, die nicht nur durch Kriegsbeteiligung dazu beiträgt, dass Millionen von Menschen auf der Flucht sind, sondern auch angesichts der zunehmend menschenverachtenden Asylpolitik der Regierenden, der stetig lauteren rechten Hetze gegen Migrantinnen und Migranten in diesem Land, angesichts der Aufmärsche von AfD sowie Pegida und Co., angesichts brennender Häuser, in denen Flüchtende untergebracht werden sollten …
Der Schoß ist fruchtbar noch …