Sein 85. Geburtstag am 4. Juni 2016 war für den Verein „Literaturhaus Köln“ (gegründet 1996) ein Ereignis, das es zu feiern galt.
„Literaturhaus Köln“ heißt seit zwei Jahren auch das Haus Großer Griechenmarkt Nr. 39, vormals Haus Bachem. Gebaut 1590. Denkmalgeschützt. Zeitweise eine Brauerei, wie zufällig vom Krieg und dem folgenden Durchbruch der vierspurigen Nord-Süd-Fahrt durch die zerbombte Südstadt verschont, ragt es wenige Meter neben den Staus fremd wie ein alter Zahn in die Architekturwüste.
Hier fand die Lesung statt. Das Haus war voll. Bettina Fischer begrüßte die Gäste. Erasmus Schöfer blickt auf Jahrzehnte literarischen Schaffens zurück. Christiane Bruhn, Timo Ben Schöfer und der Autor selbst trugen Texte aus diesem Zeitraum vor. 54 Jahre Schreiben, 54 Jahre Leben in drei Stunden. Namentlich in der Sisyfos-Tetralogie (2001 bis 2008) wird das politische Geschehen der Jahre 1968 bis zum Zusammenbruch der DDR aus dem Blickwinkel von Kommunisten gefasst. Der erste Text, den die Gäste zu hören bekommen, stammt von 1968. „Durch die Wüste usw“ heißt das Hörspiel, genauer: sprachspielende Funkgroteske, seinerzeit für den Saarländischen und den Westdeutschen Rundfunk verfasst.
Walter van Rossum befragte Erasmus Schöfer. Das Kriegsende hat er als Waise erlebt, der früh schon und viel selbstständig zu entscheiden hatte.
Es folgt einer seiner ersten Texte, eine Rezension über Arno Schmidt von 1962, aus dem Jahr, in dem Schöfer über Heidegger promoviert hat. Die Hiroshima-Bombe ist Thema einer Erzählung. Aufs Neue berührt ihn der Text, wie der Sohn ihn vorträgt. Der Ostermarschtext von 1968 weist auf Gefährdungen, die den Autor noch heute nicht in Ruhe lassen.
In der Pause Riesling, Häppchen und Gespräche über das Birlikte-Fest, die Proteste dort gegen den Auftritt des AfD-Manns Konrad Adam. Adam will das Wahlrecht für Erwerbslose, Rentner und Kinderlose abschaffen. Die Veranstaltung musste abgesagt werden.
Nach der Pause Texte aus der Tetralogie, unter anderem ein furioses Stück Hochofen aus der „Winterdämmerung“. Am Ende ein Gedicht über Sisyphos und die Hoffnung, dass der Felsen kleiner und schließlich zum Sandkorn werde.