Denkmäler sind Orte der Würdigung vergangener Taten und Persönlichkeiten, sie dienen der Reflexion und der Selbstvergewisserung – im Guten wie im Schlechten. Und jedes Denkmal erinnert auch an seine Stifter und die Verhältnisse, unter denen es entstand.
In einem schön gestalteten Bildband hat der in Berlin lebende Historiker Carlos Gomez es jetzt unternommen, Statuen, Büsten, Reliefs, Wandbilder, Mosaike und Glasmalereien, vorzustellen, die an Wladimir Iljitsch Lenin erinnern. 49 solcher Erinnerungsorte stellt er in Text und Bild vor, beschreibt ihre Entstehungsgeschichte und ihr Umfeld. Bis auf eines stehen sie auf dem Territorium des Landes, das einmal Deutsche Demokratische Republik hieß.
Die Geschichte der Vandalenwut, mit der die Okkupanten aus der BRD nach 1991 gegen Lenindenkmäler vorgingen, wäre eine eigene Publikation wert. Beispielhaft ist ihr Umgang mit der 19 Meter hohen Lenin-Statue von Nikolai Tomski, die den heutigen „Platz der Vereinten Nationen“ in Berlin, den früheren Leninplatz, überragte. Die Statue wurde trotz Protesten in 129 Teile zerstückelt und im Wald verscharrt. Erst 2016 gelang es gegen den Widerstand des Senats, wenigstens den dreieinhalb Tonnen schweren Kopf wieder zu bergen. Er ist seither in der Dauerausstellung „Berlin und seine Denkmäler“ in der Spandauer Zitadelle zu sehen.
Die aufgeführten Male sind in ganz unterschiedlichem Zustand. Gut zu wissen, dass es Initiativen und Privatleute gibt, die sich um ihren Erhalt mühen. Vielleicht ist dieses Buch für seine Leserinnen und Leser Anlass, auch einmal nach dem großen Linken zu sehen.
Der Titel des Bandes – „Lenin lebt!“ – ist wohl etwas unglücklich gewählt, allzu nah liegt der Flachwitz „Elvis auch …“. Natürlich lebt Lenin auch im 150. Jahr seit seiner Geburt in seinen bleibenden Werken und Ideen, von denen sich Menschen zum Handeln bewegen lassen – im einen Flecken Welt mehr, im andern weniger. Denkmäler können nur zeigen: Lenin hat gelebt.
Übrigens könnte Carlos Gomez jetzt, wenige Wochen nach Erscheinen des Buches, schon ein weiteres Lenin-Denkmal aufführen, und zwar auf dem Gebiet der alten BRD: Die MLPD hat am 20. Juni auf dem Grundstück ihrer Zentrale in Gelsenkirchen eine Lenin-Statue enthüllt. Der finanziell prosperierenden Linkssektiererei ist es damit gelungen, unter bürgerlichen und reaktionären Kräften einen Empörungssturm zu entfachen. Der zeigt: Lenin lebt.
Carlos Gomes Lenin lebt. Seine Denkmäler in Deutschland. Verlag. 8. Mai, 120 Seiten, 17,90 Euro.