Das schöne und nicht mehr besonders häufig genutzte Wort „Sperenzchen“ bedeutet laut Wörterbuch „ärgerliche Schwierigkeiten, unnötige Behinderung eines Vorhabens“, seltener bezeichnet man damit auch „kostspielige Sachen“. Geläufig sind aber vor allem die Schwierigkeiten, die nichts machen als Ärger, etwa: „Wenn die Deutsche Bahn nicht wieder Sperenzchen macht, bin ich in drei Stunden da.“ Vielleicht nutzt man das Wort ja in Rheingau-Taunus/Limburg in einem völlig anderen Sinne. Dort ist der Wahlkreis, in dem Wahl für Wahl Klaus-Peter Willsch von der CDU direkt in den Bundestag gewählt wird. Werbung macht er für sich mit dem Slogan „Klare Werte. Klare Worte.“ Im Interview mit dem „Deutschlandfunk“ zur Frage Nachtragshaushalt und Aufhebung der Schuldenbremse fand er solche. In Richtung Ampel und ihrer desaströsen Politik meinte er, jetzt müsse halt mal Schluss sein mit den „Sperenzchen“. Damit meinte er natürlich keine ärgerlichen Schwierigkeiten und kostspieligen Angelegenheiten wie die Sanktionen gegen Russland und die Milliarden für die Bundeswehr. Nein, „Sperenzchen“ sind für ihn die Kindergrundsicherung und die „schon wieder Bürgergelderhöhung“. Auf Nachfrage meinte er, „dieser ideologische Eifer, mit denen sie hier ständig Erhöhungen vor sich hertragen, das sind Sperenzchen“. Welche „ständigen Erhöhungen“ er vor allem in Bezug auf die Kinder meinte, behielt er wohlweislich für sich. Ob er Geld für Soziales jetzt nur für „kostspielig“ oder für eine „ärgerliche Schwierigkeit und eine unnötige Behinderung“ hält, auch.
Sperenzchen
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