Neokolonialismus im Film

Man habe ja nichts gegen Kunstfreiheit im Film, heißt es aus dem Hause des Verteidigungsministers in Paris in dieser Woche – aber was sich Marvel da mit „Black Panther – Wakanda forever“ geleistet habe, das gehe ja nun wirklich nicht. Der Minister selber ist empört: „Ich verurteile diese falsche und irreführende Darstellung unserer Streitkräfte aufs Schärfste“, schrieb Sébastien Lecornu auf Twitter. Worum es geht? Im fiktiven Staat Wakanda gibt es ein Metall – Vibranium –, das von einem Meteoriten stammt und das es so nirgendwo sonst gibt. Es ist faktisch unzerstörbar und hat auch ansonsten ganz wunderbaren Eigenschaften, so dass das Wenige davon, das jemals aus Wakanda herauskam, für so geniale Dinge wie den Schild von Captain America verwendet wurde. Und – wen wundert es – der Westen will es haben, koste es, was es wolle. In „Wakanda forever“ ist nun der König Wakandas gestorben und der Westen rüstet zum Sturm auf das Vibranium. Soldaten stürmen Forschungseinrichtungen, gehen dabei wenig zimperlich vor und sehen dabei eben nun mal so aus, wie Soldaten aussehen, die nach Afrika geschickt werden. In diesem Fall halt ein bisschen wie die, die gerade aus Mali abgehauen sind. „Skandal!“ schreit Lecornu, „Propaganda!“ sein Ministerium. Und von wem ist die Propaganda? Vom Russen natürlich, denn nur der kann den Afrikanern einreden, es gäbe noch Neokolonialismus, bei Militäreinsätzen gehe es um Rohstoffe und der Westen sei nicht aus Herzensgüte in Afrika „präsent“. „Wakanda Forever“ kam übrigens am 9. November vergangenen Jahres in die Kinos. Langsam ist das Verteidigungsministerium also auch noch. Wahrscheinlich waren alle so vom Russen in Atem gehalten, dass sie es nicht ins Kino geschafft haben.

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"Neokolonialismus im Film", UZ vom 17. Februar 2023



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