Mehr als 100.000 Menschen sind dem Aufruf des französischen Gewerkschaftsverbands CGT zum Generalstreik am 10. November gefolgt. Auf über 125 Demonstrationen in ganz Frankreich forderten die Streikenden höhere Löhne, Erhöhungen der Sozialleistungen zur Sicherung des Mindesteinkommens, stärkere finanzielle Unterstützung für Studierende sowie Rentenerhöhungen. „Alles steigt, außer die Löhne“, begründete die CGT die Notwendigkeit des Streiks in einer Pressemitteilung. „Seit über 30 Jahren serviert man uns vergangene, aktuelle oder kommende Krisen als Grund, weshalb man Reichtum nicht gerecht verteilen könne.“ Das müsse sich ändern. Dieser Generalstreik war der vierte innerhalb von sechs Wochen, zu dem die CGT aufrief. Zu den Generalstreiks am 29. September und 18. Oktober hatten auch andere Gewerkschaftsverbände wie FSU und Solidaires aufgerufen. Den Streik am 10. November organisierte die CGT alleine, wie schon den am 27. Oktober. Einzelne Gliederungen der Gewerkschaftsverbände FSU und Solidaires unterstützten allerdings lokale Streiks.
Der Streikaufruf galt für das Verkehrswesen, Schulen, den Gesundheitssektor und die Post. Durchschlagenden Erfolg hatte er vor allem im Pariser Nahverkehr. Den legten die Beschäftigten fast vollständig lahm – nur die fahrerlosen U-Bahn-Linien fuhren noch. Bürgerliche Medien Frankreichs sprachen von einem „schwarzen Tag“. Angesichts der galoppierenden Inflation und explodierender Energiepreise wächst der Druck auf die Werktätigen von Tag zu Tag. „Selten gab es so viele Streiks in den Unternehmen für Lohnerhöhungen wie in den letzten Monaten“, hieß es aus der CGT. Diese Streiks hätten Tarifverhandlungen in Unternehmen ohne organisierte Belegschaft möglich gemacht und den Druck auf laufende Verhandlungen in Betrieben mit Gewerkschaften erhöht. So habe man beim Zuckerkonzern Tereos 70 Euro mehr pro Monat, in der Zentrale der Elektrizitätsgesellschaft EDF 200 Euro mehr pro Monat und beim elektro-optischen Komponentenhersteller Photonis 6,4 Prozent mehr Lohn erkämpft.