Bereits seit 1967 wird der 12. Mai als Tag der Pflege gefeiert. Zurück geht dies auf den Geburtstag von Florence Nightingale, einer britischen Krankenschwester, die im Krimkrieg Soldaten für das Empire wiederherstellte und als Begründerin der modernen Krankenpflege gilt. Angesichts der Notsituation in der Pflege nahmen nun ver.di und zahlreiche weitere Organisationen diesen Tag zum Anlass, um ihren Protest über die Zustände im Gesundheitswesen auf die Straße zu tragen. So auch in Hamburg, wo das neu gegründete Hamburger Bündnis für mehr Personal in den Krankenhäusern den Tag der Pflege in den Tag des Pflegenotstands umtaufte und zu einer ersten öffentlichen Aktion aufrief.
Nach einer kurzen Pressekonferenz unter freiem Himmel eröffnete Christoph Kranich – einer der Sprecher des Bündnisses – die Kundgebung und machte eindrücklich klar, dass wir alle vom Personalmangel im Gesundheitsbereich betroffen sind, egal ob als Beschäftigte, Patienten, Angehörige oder potentielle Patienten. So sahen das anscheinend auch die zahlreichen Passanten und Teilnehmenden der Kundgebung, die teilweise Schlange standen, um den Hamburger Appell für mehr Personal in den Krankenhäusern zu unterzeichnen. In vielen Gesprächen bei der Unterschriftensammlung kam außerdem deutlich die Wut über den 2004 erfolgten Verkauf der Hamburger Krankenhäuser zum Ausdruck und viele schilderten ihre negativen Erfahrungen im Krankenhaus.
Eine weitere Vertreterin des Bündnisses – eine Krankenschwester – schilderte aus Sicht der Beschäftigten, wie sich ihr Beruf, den sie einmal gerne ausgeübt hat, verändert hat und auch was sich ändern muss, damit wieder eine menschenwürdige Pflege möglich wird. Die zentrale Forderung: Mehr Personal und eine Untergrenze für einen Personalschlüssel. Olaf Harms, der auf der Kundgebung als Vorsitzender der ver.di sprach, machte deutlich, wie wichtig die Unterstützung der betrieblichen Kämpfe durch die Öffentlichkeit ist und welche neuen Streikstrategien entwickelt wurden, die es möglich machen, auch wirtschaftlichen Druck aufzubauen. Abschließend sprach noch spontan ein Betroffener, selbst ehemaliger Krankenpfleger, über seine Erfahrungen in einer Hamburger Notaufnahme. Eine der Aufgaben des Bündnisses wird es sein, aus dieser Betroffenheit gezielte Aktionen zu entwickeln, um der Forderung nach einer Mindestpersonalbemessung Nachdruck zu verleihen. Musikalisch umrahmt wurde die Kundgebung durch Nursequake – einer neu gegründeten Band aus Krankenschwestern und Krankenpflegern, deren eigene aktuelle Texte wirklich beeindruckten.
Insgesamt war dies ein gelungener Auftakt des Hamburger Bündnisses für die weitere Arbeit im Streit für eine Mindestpersonalbemessung und eine menschenwürdige Gesundheitsversorgung. Das Bündnis setzt sich aus verschiedenen Organisationen und Einzelpersonen zusammen, zu ihm gehören u. a. das Forum Patientenvertretung, die Verbraucherzentrale, das Medibüro, welches sich um die medizinische Versorgung von Flüchtlingen kümmert, der VdÄÄ, der ASTA der Uni Hamburg, die DKP, die Partei „die Linke“, das Care Revolution Netzwerk Hamburg, die DiDF und auch Betriebsgruppen der ver.di. Nähere Infos zum Bündnis, zu seinem Selbstverständnis und zu weiteren Aktivitäten finden sich unter www.pflegenotstand-hamburg.de.