In einem Artikel in der UZ vom 5. Mai zu Uranmunition ist zu lesen, das abgereicherte Uran enthalte noch etwa 1 Prozent radioaktives Material. Das ist falsch, alle Uranisotope bestehen zu 100 Prozent aus radioaktivem Material. Der Hauptbestandteil Uran 238 zerfällt mit einer Halbwertszeit von 4,5 Milliarden Jahren zu U 234. Bei diesem Zerfall über zwei Zwischenkerne werden ein Alphateilchen, zwei Betateilchen und Gammastrahlung abgegeben. Wegen der langen Halbwertszeit gilt Uran als schwach radioaktiv. Schwach ist aber relativ zu sehen. Aus der Halbwertszeit kann man errechnen, dass ein Gramm U 238 einer Radioaktivität von etwa 10.000 Bequerel entspricht. Das heißt, pro Sekunde zerfallen 10.000 Kerne und senden 10.000 Alphateilchen, 20.000 Betateilchen und Gammastrahlung aus. Radiologisch relevant ist vor allem die Alphastrahlung des in einen menschlichen Körper gelangten Urans. Die in dem Artikel genannten Gesundheitsschäden sind auf die im Körper abgegebene Strahlung zurückzuführen.
Die Ukraine soll als Munition für aus Großbritannien gelieferte Panzer Uranmunition bekommen. Solche Munition wurde von Armeen der NATO und der USA bis jetzt in Ländern eingesetzt, deren Bevölkerung den eingesetzten Armeen egal ist. Wenn die ukrainische Armee diese Munition verwendet, dann zeigt sie damit, dass ihr das Wohl der Bevölkerung in den umkämpften Gebieten ebenfalls egal ist. Wegen der langen Halbwertszeit wird das als radioaktiver Feinstaub freigewordene Uran niemals weniger, es bleibt als dauerhafte Belastung. Uran ist nicht nur radioaktiv, sondern außerdem auch ein giftiges Schwermetall.
100 Prozent radioaktiv
Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Kritischer Journalismus braucht allerdings Unterstützung, um dauerhaft existieren zu können. Daher freuen wir uns, wenn Sie sich für ein Abonnement der UZ (als gedruckte Wochenzeitung und/oder in digitaler Vollversion) entscheiden. Sie können die UZ vorher 6 Wochen lang kostenlos und unverbindlich testen.
An die UZ-Redaktion (leserbriefe (at) unsere-zeit.de)